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Samstag, 13. Dezember 2014

Dringend notwendig: Dezember-Nachtrag

Irgendwie scheint es schwierig zu werden, meine lieben Hostelmitbewohner zu überzeugen, mit auf das Festival de la Luz zu begleiten. Die eine Hälfte ist mit ihren Smartphones beschäftigt, einige schlafen schon, viele sind nur für eine Nacht da - Laaangweiler. Wenn ich mir die Fotos aus den letzten Jahren angucke, dann bin ich trotzdem der Meinung, dass es es wert ist, weiter Mundpropaganda zu betreiben. Bis dahin verwende ich meine Zeit sinnvoll, um die Versäumnisse der letzten 2 Wochen ohne Eintrag aufzuholen. Zugegebenermassen ist in dem ganzen Trubel der Blog ziemlich in Vergessenheit geraten. Ich versuche trotzdem mal, mehr oder weniger lückenlos alles hier zusammenzutragen (auch wenn mich das knallige Blinken des Plastikweihnachtsbaums in meinem rechten Augenwinkel etwas ablenkt...).

Der Anfang sollte auch zugleich ein Ende sein. Am vorletzten Wochenende versammelten sich alle Freiwilligen (bis auf Phillip, der sich lieber ganz Pura Vida in der Weltgeschichte umhertreibt) im mittlerweile von mir als zweite Heimat lieb gewonnene "Surfer-Hippie-Town" an der schönen Pazifikküste, wie ich sie immer gerne kurz und knackig umschreibe. Dort stand ein echtes Highlight an: Der langersehnte Besuch bei "Luv Burger" (sprich Love-Burger, ich habe mit meinem Versuch, es spanisch auszusprechen anfänglich für einen echten Lacher gesorgt). Für alle von uns war das eine ganz neue Erfahrung. Vegane, ultra-öko Burger aus nem Ami-Schuppen - das soll schmecken?! Und ja, das hat es! Auch wenn der Preis von gut 8 Dollar für einen ziemlich übersichtlichen Burger ohne Beilagen schon heftig ist, aber hey, das ist Sámara. Gratis dazu gabs für mich jedoch einige Tränen und den witzigen Kommentar des Kellners (einem guten texanischen Bekannten von mir) "Ach, vielleicht hätte ich darauf hinweisen sollen, dass die Jalapeños es in sich haben.", danke auch!
Natürlich haben wir die letzte Nacht mit Jule und Fillipa nicht däumchendrehend zuhause verbracht. Oh nein! Es war "fiesta alemana" angesagt, und das nicht zu knapp. Das von mir angedachte Highlight, die Bratwurst vom deutschen Fleischer, stellte sich jedoch dank der Unfähigkeit des Grillmeisters als echte Enttäuschung heraus. Musste also auf leerem Magen zu Helene Fischer, Marteria und Co. abgegangen werden!
Der folgende Sonntag war nur noch als Strandtag zu gebrauchen. Und zwar einer der schönsten Sorte. Es war nicht zu heiss und nicht zu kalt, entspannte Musik klang aus Neles iPhone, wir machten ein Minütchen die Augen zu und schliefen so tief ein, dass wir erst pünktlich zum Bilderbuchsonnenuntergang wieder aufwachten. Ach, wie werde ich das vermissen!

Nach so einem Faulenzertag beisst mich schon immer ein klein wenig mein Gewissen. Schliesslich soll ab Ende Februar die Reise weitergehen, und bisher ist unklar, wohin genau und für wie lange. Ich vermisse Rostock und die Menschen echt ungemein, aber im Moment denke ich, dass es mich spätestens nach einigen Wochen wieder nach neuen Herausforderungen dürsten würde. Immer im Hinterkopf die Frage, wie oft man im Leben noch die Chance dazu hat, so etwas mitzumachen. Und den weisen Spruch von meinem Freund vor Augen: "Egal, was kommt. Mach einfach alles mit!". Auch aus den schlimmsten Erfahrungen kann man nur lernen. Und man wird denjenigen, die immer nur in ihrer kleinen Nussschale geblieben sind, immer einen Schritt voraus sein.
Montag hiess es also weiter: Hostels suchen und Bewerbungen schicken! Bisher bin ich mit 4 Hostels in Kontakt, aber der Kommunikationsfluss ist leider noch ziemlich stockend.

Die Schulwoche stellte sich als ziemlich entspannt heraus. Eben diese Zeit vor den Ferien, in denen die Tests schon gelaufen sind und man sich fragt, warum man überhaupt noch seine wertvolle Zeit im Klassenraum verschwendet. Als besonderes Special waren zwei Polizisten vom staatlichen Programm "D.A.R.E.", Teil der staatlichen Gewalt- und Drogenpräventionsreihe eine Woche mit vollem Engagement dabei, den Kleinen beginnend mit Trickfilmen im Kinderkarten bis hin zu anspruchsvollen Diskussionen über die Auswirkung vom Alkoholkonsum in den oberen Klassen, entsprechende Werte zu vermitteln. Wirkten die beiden "Hüter der Rechts" doch erst etwas reserviert, so stellten sie sich schon bald als echte Spassbomben heraus. Und als sie ihre strenge Uniform einmal abgelegt hatten, waren sie eben doch nur normale Männer, die abends mit einem Bier das drittletzte Sarprisa-Spiel der Saison verfolgen. Aprospos Sarprisa: unser favorisiertes Fussballteam ist diese Woche ganz knapp in das Finale der Wintersaison eingezogen. Jetzt wird nur noch gehofft, dass der Fussballgott auf unserer Seite ist!

Auch wenn es die übermässig lockere Grundstimmung schon vermuten lassen hat, dass Freitag ganz plötzlich und ohne Vorwarnung schon der letzte Schultag war, hat Nele und mich mehr als geschockt. Irgendwie hatten wir uns das alles ganz anders vorgestellt, wollten noch kleine Überraschungen für die Kinder vorbereiten und Gruppenfotos mit den Klassen machen. So sassen wir also in der Cafeteria, wie vor den Kopf gestossen von dieser nebenbei erwähnten Neuigkeit, und fühlten uns echt vor den Kopf gestossen. Schliesslich hatten wir noch so viele Ideen, was wir gerne mit den Kindern gemacht hätten, was wir bewegt hätten. Und gerade in den letzten Tagen und Wochen wurde das Verhältnis zu Lehrern und den Schützlingen immer offener. Bleibt uns nur noch das Schulfest am kommenden Montag und die Graduación der Sechstklässler, die ab März das College besuchen werden.
Da es umfangreiche Klassenfahrten wie bei uns in Deutschland hier auf den öffentlichen Schulen nicht gibt, fiebern alle den seltenen Ausflügen entgegen, die nur zu ganz besonderen Anlässen stattfinden. Und der Schulwechsel ist schliesslich so einer. Deshalb ging es für uns am Samstag mitsamt 20 Sechstklässler und ebenso vieler Omas, Eltern bzw. grossen Geschwistern und der gesamten Lehrerschaft zu einem Vergnügungspark kurz vor der Grenze nach Nicaragua. Busfahrt und Verpflegung wurden gespendet, sodass jeder nur etwa 8 Euro Eintritt zu zahlen hatte. Und die waren es wirklich wert! Der Park lag ganz in der Nähe eines Vulkans, sodass das heisse Wasser in verschiedene, liebevoll angelegte Thermalbäder weitergeleitet wurde. Bei "frostig kalten" 22 Grad Aussentemperatur war die Erkältungsgefahr natürlich vorprogrammiert. Seit zwei Tagen niese und huste ich mich nur noch durch die Weltgeschichte und habe mit meinem Taschentuchverbrauch wahrscheinlich schon drei Hektar Regenwald auf dem Gewissen.

Eigentlich hatte ich für diese Woche geplant, mal einen Gang runterzuschalten und die letzten Projekte auf Neles Must-Do-Liste Stück für Stück abzuarbeiten. Surfen gehen (der bisher einzige klägliche Versuch scheiterte an dem Angriff einer Qualle...), Fotoshooting am Strand ("wenn wir iiirgendwann mal schön braun und schlank sind"), Milchreiskochen mit der "Omi", etc. Gerade in den Wochenplanungen versunken, erreicht mich eine Nachricht von ebenbesagter Dame, ob ich nicht Lust hätte, mit zum Nationalpark Manuel Antonio zu kommen. Obwohl, eigentlich war es gar keine Frage, mehr pure Überredungskunst.
Über diese Reise schreib ich euch im nächsten Eintrag, da ich euch die entsprechenden Fotos und meinen Augen den dringend notwendigen Schlaf nicht vorenthalten will.

Geniesst die ersten Schneeflocken meine Lieben, und seid euch bewusst, dass ich schon ein bisschen neidisch bin! ♥

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