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Freitag, 28. November 2014

Zimtsterne, heiße Liebe und Besuch aus dem hohen Nord

Endlich finde ich mal Zeit ein bisschen durchzuatmen. Früh ins Bett gehen und zu geregelten Zeiten Abendbrot zu essen. Irgendwie hat mir das in den letzten Tagen echt gefehlt. Eben habe ich den Fehler gemacht, ein kleines Gespräch mit Sandra anzufangen. Wie immer sprudelten die Gedanken nur so aus ihr heraus und um auch mal seinen Senf dazu zu geben, muss man sich durch ein aufgeplustertes Gesicht am besten in Kombination mit einem Fingerzeig rechtzeitig ankündigen. 

Heutiges Thema - zumindest das, was ich angefangen hatte - meine  neue Erkenntnisse über die Mentalität der Ticos und was mich daran stört. Alles fing an, als mir eine Argentinerin letzten Sonntag meine geflochtene Haarsträhne einsetzte. Bei all dem Rumgefumele und Löten am Hinterkopf hatten wir viel Zeit über ihre Erfahrungen mit den Landsleuten zu reden und da ich vorhabe, ein Studiensemester in Buenos Aires zu verbringen, interessierten mich natürlich besonders die Unterschiede zwischen Argentinien und Costa Rica. Sie drückte es so aus: "Die Menschen hier sind einfach irgendwie falsch. Den ganzen Tag laufen sie lachend in der Gegend umher und versuchen angestrengt ihr "Pura Vida"-Lebensgefühl zu verbreiten. Aber wenn du sie wirklich brauchst, sind sie plötzlich alle weg."  Ob ich es jetzt so extrem ausgedrückt hätte, weiß ich nicht. Aber meine Erfahrungen beschränken sich auch auf 3 Monate. Jetzt, wo mir die sprachliche Sicherheit langsam die Möglichkeit bietet, mich so zu zeigen, wie ich wirklich bin und selbstbewusster aufzutreten, bin ich auch schon das erste Mal mit einer Tica aneinandergeraten. Anstatt immer nur nett zu nicken und allem zuzustimmen, sage ich nun doch schon mal ganz gerne meine Meinung. Die aufgeladene Stimmung zwischen der 18-Jährigen Freundin von Sandras Ex-Mann, Meylin, explodierte gestern abend filmreif. Aber wie auch in Deutschland - man muss ja nicht jeden mögen und zumindest ich fühle mich erwachsen genug, ihr trotz gemeinsamer Freunde elegant aus dem Weg zu gehen. 

Als Sandra am Montag aus San José wiederkam, hatte sie zwei unerwartete Gäste im Gepäck. Felix und Pia, zwei Hamburger Nordlichter, die meine Ohren mit dialektfreiem Deutsch und meine Augen mit kleinen, aber feinen Gesten aus der Heimat wie dem Drehen von Zigaretten verwöhnten. Da fühlt man sich doch gleich ein bisschen mehr wie zuhause. Die beiden reisen seit August durch Pánama und nehmen unbezahlte Jobs gegen Kost und Logi an. Was sie so erzählt haben, hat mich hinsichtlich der Entscheidung, was ich nach Costa Rica machen werde, ziemlich inspiriert. Tag für Tag wird mir bewusster, dass Kanada wohl ein Traum bleiben wird, der nicht für immer platzt, aber wohl auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden muss. Warum gibt es nur so unglaublich viele Möglichkeiten und so viele faszinierende Regionen? Chile, Peru, Bolivien oder doch Brasilien? Zur Zeit sieht es aus, als würde auch Nele im Anschluss noch einige Zeit als Au-Pair in Spanien verbringen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Ich bin jedenfalls gespannt!

Drei Monate sind wir jetzt schon hier (fast zumindest). Das heißt aber auch: Der Weihnachtscountdown ist gestartet. In der Schule sind die letzten Tests geschrieben, denn, nicht vergessen, hier endet das Schuljahr im Dezember. Und wie auch in Deutschland beginnt jetzt das große HalliGalli. Es wird gebastelt, Weihnachtslieder gesungen, für den letzten Schultag und die Verabschiedung der Sechstklässler geprobt. Letztere machen regelmäßig Ausflüge, um die High-Schools in der Umgebung zu besichtigen. Vieles in dieser Zeit erinnert an die eigene Schulzeit. Gestern und heute haben wir das Verhalten im Notfall geübt, der allseits beliebte und heiß erwartete "Feueralarm", auch bekannt als: Chaosstifter und Schulausfall. Man muss schon ein bisschen schmunzeln, wenn, wie vom Bildungsministerium vorgeschrieben, Lehrer und Schüler auf dem Fußballplatz hocken, die Hände auf dem Kopf verschränkt im Falle herunterfallender Gegenstände. 

Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass ich morgen früh um 8 Uhr zum Yoga gehen will. Wer weiß, ob ich mich danach wieder entknoten kann, um zum Skype-Telefonat mit den Supereltern und "Omi Homi" anzurücken. ;)

Jetzt gibt es Eierkuchen, Achtung jetzt kommts: Made by Sandra (hab ich ihr gut beigebracht ;)) und dazu einen "Heiße Liebe"-Tee von Teekanne, gesponsort von der liebsten Tica-Nele der Welt <3 Lecker schmecker würde ich mal sagen! 


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