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Freitag, 28. November 2014

Zimtsterne, heiße Liebe und Besuch aus dem hohen Nord

Endlich finde ich mal Zeit ein bisschen durchzuatmen. Früh ins Bett gehen und zu geregelten Zeiten Abendbrot zu essen. Irgendwie hat mir das in den letzten Tagen echt gefehlt. Eben habe ich den Fehler gemacht, ein kleines Gespräch mit Sandra anzufangen. Wie immer sprudelten die Gedanken nur so aus ihr heraus und um auch mal seinen Senf dazu zu geben, muss man sich durch ein aufgeplustertes Gesicht am besten in Kombination mit einem Fingerzeig rechtzeitig ankündigen. 

Heutiges Thema - zumindest das, was ich angefangen hatte - meine  neue Erkenntnisse über die Mentalität der Ticos und was mich daran stört. Alles fing an, als mir eine Argentinerin letzten Sonntag meine geflochtene Haarsträhne einsetzte. Bei all dem Rumgefumele und Löten am Hinterkopf hatten wir viel Zeit über ihre Erfahrungen mit den Landsleuten zu reden und da ich vorhabe, ein Studiensemester in Buenos Aires zu verbringen, interessierten mich natürlich besonders die Unterschiede zwischen Argentinien und Costa Rica. Sie drückte es so aus: "Die Menschen hier sind einfach irgendwie falsch. Den ganzen Tag laufen sie lachend in der Gegend umher und versuchen angestrengt ihr "Pura Vida"-Lebensgefühl zu verbreiten. Aber wenn du sie wirklich brauchst, sind sie plötzlich alle weg."  Ob ich es jetzt so extrem ausgedrückt hätte, weiß ich nicht. Aber meine Erfahrungen beschränken sich auch auf 3 Monate. Jetzt, wo mir die sprachliche Sicherheit langsam die Möglichkeit bietet, mich so zu zeigen, wie ich wirklich bin und selbstbewusster aufzutreten, bin ich auch schon das erste Mal mit einer Tica aneinandergeraten. Anstatt immer nur nett zu nicken und allem zuzustimmen, sage ich nun doch schon mal ganz gerne meine Meinung. Die aufgeladene Stimmung zwischen der 18-Jährigen Freundin von Sandras Ex-Mann, Meylin, explodierte gestern abend filmreif. Aber wie auch in Deutschland - man muss ja nicht jeden mögen und zumindest ich fühle mich erwachsen genug, ihr trotz gemeinsamer Freunde elegant aus dem Weg zu gehen. 

Als Sandra am Montag aus San José wiederkam, hatte sie zwei unerwartete Gäste im Gepäck. Felix und Pia, zwei Hamburger Nordlichter, die meine Ohren mit dialektfreiem Deutsch und meine Augen mit kleinen, aber feinen Gesten aus der Heimat wie dem Drehen von Zigaretten verwöhnten. Da fühlt man sich doch gleich ein bisschen mehr wie zuhause. Die beiden reisen seit August durch Pánama und nehmen unbezahlte Jobs gegen Kost und Logi an. Was sie so erzählt haben, hat mich hinsichtlich der Entscheidung, was ich nach Costa Rica machen werde, ziemlich inspiriert. Tag für Tag wird mir bewusster, dass Kanada wohl ein Traum bleiben wird, der nicht für immer platzt, aber wohl auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden muss. Warum gibt es nur so unglaublich viele Möglichkeiten und so viele faszinierende Regionen? Chile, Peru, Bolivien oder doch Brasilien? Zur Zeit sieht es aus, als würde auch Nele im Anschluss noch einige Zeit als Au-Pair in Spanien verbringen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Ich bin jedenfalls gespannt!

Drei Monate sind wir jetzt schon hier (fast zumindest). Das heißt aber auch: Der Weihnachtscountdown ist gestartet. In der Schule sind die letzten Tests geschrieben, denn, nicht vergessen, hier endet das Schuljahr im Dezember. Und wie auch in Deutschland beginnt jetzt das große HalliGalli. Es wird gebastelt, Weihnachtslieder gesungen, für den letzten Schultag und die Verabschiedung der Sechstklässler geprobt. Letztere machen regelmäßig Ausflüge, um die High-Schools in der Umgebung zu besichtigen. Vieles in dieser Zeit erinnert an die eigene Schulzeit. Gestern und heute haben wir das Verhalten im Notfall geübt, der allseits beliebte und heiß erwartete "Feueralarm", auch bekannt als: Chaosstifter und Schulausfall. Man muss schon ein bisschen schmunzeln, wenn, wie vom Bildungsministerium vorgeschrieben, Lehrer und Schüler auf dem Fußballplatz hocken, die Hände auf dem Kopf verschränkt im Falle herunterfallender Gegenstände. 

Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass ich morgen früh um 8 Uhr zum Yoga gehen will. Wer weiß, ob ich mich danach wieder entknoten kann, um zum Skype-Telefonat mit den Supereltern und "Omi Homi" anzurücken. ;)

Jetzt gibt es Eierkuchen, Achtung jetzt kommts: Made by Sandra (hab ich ihr gut beigebracht ;)) und dazu einen "Heiße Liebe"-Tee von Teekanne, gesponsort von der liebsten Tica-Nele der Welt <3 Lecker schmecker würde ich mal sagen! 


Sonntag, 23. November 2014

3 Tage Füße hoch

Zuerst sei gesagt, dass dieser Blogeintrag vor allem meiner Mama gewidmet wird, die aus dem kalten Deutschland nach einer aktuellen Berichterstattung gefordert hat und mich diesbezüglich immer ganz schön in Schacht hält. Liebe Grüße auch nach Berlin zu meinem Freund Carl-Conrad Hübner, der sich wie ein kleines bockiges Mädchen beschwert hat, nie erwähnt zu werden. ;) 

Sandra ist seit Dienstag in San José, um ihrer Tochter beizustehen, für die die ganze Aufregung um die Schwangerschaft etwas zu viel ist. Einerseits ist es schon ein komisches Gefühl,  abends nach Hause zu kommen und niemanden zum reden zu haben, war es doch in Deutschland immer ein festes Ritual, am Abendbrotstisch über die täglichen Erlebnisse und Gott und die Welt zu philosophieren (ich habe daraus gelernt, dass ich definitiv ein WG-Typ bin). Auch bringt so ein Haus ganz schön viel Arbeit mit sich. Mein Auslandsaufenthalt stellt sich mehr und mehr nicht nur als "Schritt in die Selbstständigkeit" dar, sondern als regelrechtes Ausbildungslager zum Hausfrauendarsein. Natürlich passieren dabei auch immer wieder kleinere Missgeschicke, aber es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Ein Vorteil des Daseins als "Frau des Hauses" ist aber, dass ich einkaufen und kochen kann, worauf ich Lust habe. So gibt es statt Pinto, Pinto, Pinto auch mal Nudeln mit Pesto oder Pfannkuchen mit selbstgemachtem Apfelmus <3 Außerdem taut mein Gastbruder José laaaangsam auf und teilt seinen tiefschwarzen Humor mit mir. Liebevoll ist er sehr bemüht, mir ab und an eine beeindruckende Darbietung der Kochkünste zu ermöglichen. Dann wird Reis statt wie normal mit Zwiebelstückchen, Gewürzen und Öl einfach mal mit ganzen Knoblauchknollen verfeinert. Eben kräftig deftig ;)
Langweilig lass ich es abends auch nicht werden. Am Dienstag lernte ich, wie man Nachos mit Guacamole macht (neuer Lieblingssnack!!!). Am Mittwoch bekam ich Besuch von meiner besseren Hälfte Nele, und nach einem leider kläglich gescheiterten Versuch, uns selbst mit Dread-Locks zu verschönern (das sah bei Youtube doch so einfach aus...), trösteten wir uns mit meinem Zauberpesto à la Frische Bar. Donnerstag ging es denn auch schon zum Zumba/Booty Workout. Selbstverständlich alles im Rahmen unserer mehr oder weniger taughen Diät, die ich zugegebenermaßen in letzzer Zeit öfter mal missachtet habe. Trotz der angenehmen Abkühlung des gerade tobenden Monsums, brachte uns der dunkelhäutige Trainer, der laut Georgia "besser mit seinem Hintern wackeln kann als so einige weibliche Teilnehmerinnen" (so genau habe ich das ehrlichgesagt nicht analysiert), ordentlich ins schwitzen. Der Kurs war laut Trainer mit insgesamt 19 Fitnessgurus so gut gefüllt wie lange nicht mehr. Von jung bis alt, männlich und weiblich, dick und dünn war alles dabei. Und so war es auch gar nicht mehr so peinlich, wenn wir in der ersten Reihe mal nicht so schnell mitkamen. Zugegebenermaßen wurden die abtrainierten Kalorien nachts schnell wieder mit einem halben Kinder Bueno angefuttert, aber den konnte ich wenigstens mit gutem Gewissen vernaschen. 
Schon war das Ende der Woche auch schon wieder schneller gekommen als man Oberweserdampfschifffahrtsgesellschaftskapitän sagen kann. Freitag war für uns endlich mal seinen Namen wert und wir hatten Gelegenheit, die Füße am Strand in Carillo mal wieder richtig hoch zu legen. Ausschlafen war leider trotzdem nicht angesagt, denn die Tanzgruppe hatte sich zu um 7 Uhr verabredet, kleine Gebäcke für den Verkauf und das Eintreiben von Geld zu backen. Allein die Teigherstellung schien so eine Wissenschaft zu sein, dass wir um 10 und nach Einholung hunderter "Experten"-Meinungen immer noch am kneten waren. Ich war froh, als endlich Nele kam und wir uns auf die Sattel schwingen konnten. Es ging für 2,5 Stunden nach Carillo. Und als wir mit dem Fahrrad schwitzend zurückradelten, hatte sich unsere Hautfarbe bereits dezent verändert. 
So durfte ich mir beim abendlichen Ausflug zum Filmabend des Zumbalehrers einige Male die Frage gefallen lassen, ob ich mich nicht etwas verbrannt hätte. Der letzte Tag der Arbeitswoche endete mit einigen unterhaltsamen Szenen "Django Unchained", auch wenn ich mich spätestens um 23 Uhr nur noch an meine n Energydrink klammerte. Spontan lud "Popoking" Ridley dann noch die gesamte Truppe auf eine Flasche Wein in seinem Restaurant ein. Es wurde noch ein langer Abend. An einem Tisch mit  Schweden, Finnen, Amerikanern und einem gebürtigen Haitianer. War mal wieder toll, so viele neue Leute auf einen Haufen kennenzulernen und echt intelligente Gespräche zu führen. Ichhoffe es gilt auch hier, man sieht sich irgendwie immer zwei Mal im Leben.
Weder die fluffige Melonencrème, die mir eine Tica-Freundin geschenkt hat, noch meine erlesene After-Sol-Lotion von Ives Rocher konnten verhindern, dass ich auch am nächsten Tag noch in perfekter Krebs-Manier zusammen mit Betreuerin Angie und Georgia nach Garza zu den anderen Freiwilligen fahren musste. Dort wartete schon ein duftender Grill auf uns. Im Gepäck hatten wir zudem 10, von mir leider nur mäßig gut ausgewählte Avokados (jeder Profi darf sich auch mal vergreifen), die zu - na was glaubt ihr wohl - Guacamole verarbeitet wurden!!! Während uns schon das Wasser im Mund zusammenlief, bekamen wir von Angie einen ersten Einblick in die zukünftig ankommenden Freiwilligen. Leider werde ich nur noch Neles Nachfolgerin kennenlernen. Phillip, unser Quotenösterreicher und seit Neuestem Costa-Rica-Tourer, war von seiner Reise leider so erschöpft, dass er sich nicht mehr richtig von uns verabschieden konnte. Seine herrliche Aussprache spanischer Wörter wird mir trotudem immer in Erinnerung bleiben. 
Da die Busverbindung von Garza zurück nach Samara eher schwierig ist, entschieden sich Georgia und ich zwangsweise zum Trampen. Obwohl wir mittlerweile eigentlich dachten, uns kann dabei nichts mehr schocken, gab es wieder einmal eine neue Erfahrung. Wir erwischten ein Werbeauto, dass mitsamt eingebauter Lautsprecher ein Dorf nach dem nächsten beschallt und in einer immer wiederkehrenden Tonfolge für eine Karaokeparty am Abend wirbt. Georgia und ich konnten uns nicht mehr einkriegen, und es war ein Wunder, dass wir schlussendlich ohne Tinitus hier ankamen.
Heute lasse ich es ruhig angehen, habe das erste Mal mit meiner besten Freundin Lotti geskyped und werd mich gleich am Strand Richtung Strand begeben, um meine Haarsträhne endlich reinmachen zu lassen!



Montag, 17. November 2014

Fotoparty!!!

Was hab ich euch lange warten lassen... Dafür gibt es jetzt, ganz exklusiv und nur für euch, ein buntes Fotomischmasch mit Impressionen aus Nicaragua, San José, dem gestrigen Abend und natürlich darf auch obgligatorisches Feierfoto von Nelchen und mir nicht fehlen ;)

Erster Streich - Ankunft in San José und einmalig delikater Frozen Yoghurt!

Wir im Hostel, wie man sieht trägt man diesen Sommer bei frostigen 25 Grad in der Hauptstadt bevorzugt gemusterte Schlabberhosen.


Von unten nach oben: edel, edeler, am edelsten!!!


Zweiter Streich - Granada 

Mein Lieblingsfoto vor einer der ältesten Kirchen der Stadt. 


Trotzdem wagten wir uns auf den, doch schon etwas labilen, Turm und wurden mit diesem Ausblick belohnt.


Als Souvenir fangen wir uns gleich mal die nicaragische Vogelgrippe ein. ;)


Unser Kutschfahrer zeigt uns den großen Friedhof. Hier gibt es hunderte dieser beeindruckenden Grabstätten. Hier das eines früheren Präsidenten. 


Ein Blick hinein in die meist offenen Manufakturen lohnt sich in jedem Fall. Hier gibt eine Hilfsorganisation jugendlichen Obdachlosen die Chance, mit der traditionellen Herstellung von Hängematten ein besseres Leben finanzieren zu können.


Abseits der Touristenpfade gibt es vor allem eins: extreme Armut und Einfachheit. 


Dank Neles Fotokünsten entstand dieses tolle Bild von der Hauptkathedrale. Fast jeden Abend konnten wir das Postkartenmotiv schlechthin samt Sonnenuntergang von unserer Dachterasse genießen.


Der Hotelpool, der hier auf dem Bild mangels Sonne leider nicht ganz so schön erscheint wie in Wirklichkeit.


Trotz allem mein Lieblingsplatz im Innenhof des Hotels. 


Links im Bild wird gerade letzte Hand an meiner Ledertasche angelegt. Von den Nähkünsten der Männer hier können sich die deutschen einiges abschneiden.


Dritter Streich - Ausflüge nach Massaya und zur Laguna de Apoyo

Ausgediente amerikanische Schulbusse haben hier noch einen Verwendungszweck. 


Berindruckende Bilder vom öffentlichen Wochenmarkt in Massaya. Hier weht ein anderer Wind als im aufgeräumten Granada. 


Nele, Jule und Fillipa alias Phylis beim Abkühlen im Vulkansee, aber Achtung, das Highlight des Tages folgt noch!


Der legendäre "Grüne Salat" in dem Restaurant, in dem es uns selbst Schade um die veratmete Luft war.


Vierter Streich - Abschied und Grenzüberquerung 

Ein letzter Spaziergang mit dem schweren Reisegepäck und Blick auf den Mombacho Vulkan im Hintergrund. 

Für 20 Minuten im Traumland! Der Duty Free Shop an der Grenze zu Costa Rica *___*


Ganz "Nein" sagen konnten wir bei diesem Anblick trotz ziemlich geplünderter Reisekasse doch nicht...


Fünfter Streich - die Tage danach

Ergebnis der fleißigen Kunden und unserer Tätigkeit als Barkeeperinnen im Salon.


Life is a Party - und deswegen ging es am Freitagabend nach getaner Arbeit wieder auf die Piste! Mit am Start: Gute Laune!!! 























3, 2, 1 - Revivaltag!

Ohja. gestern war wahrhaftig eiber der Tage im Leben, an den man in Nostalgie versinkt.
Es gab nicht nur Obstsalat vom Vortag "aus Früchten der Region" (Ananas, Melone, Banane, Orange...) oder die vielen schönen Fotos aus Nicaragua zu bestaunen, sondern wir hatten die große Ehre, bei einem Event in Torito als Barkeeperinnen zu arbeiten. Hach, was kommen da für Erinnerungen an Bier-Anzapfen, gut angedüdelte Gäste, anstrengende Happy Hours und schlaflose Nächte wieder hoch. Auch wenn das Umfeld doch ein ganz anderes war und statt 50 Cocktails nur Bier, Cola und Limonade im Angebot war, so blieb das Prinzip doch im Grunde das Gleiche: Es wurde gebechert bis zum Umfallen. Nele und ich waren froh, dass uns die gefließte Bar und eine Gittertür von den Feierwütigen trennte, so unangenehm waren zum Teil die ständigen Aufforderungen zum Tanzen (Gott sei dank bin ich nicht blond und bekomme nicht ganz so viel Aufmerksamkeit ab!!!). Als ein grauhaariger, gut 50-jähriger plötzlich anfing, Kopfstand und andere Stunts zu machen und die nur zufällig vorbeischauende Kirchenmaus des Dorfes zu einem schwungvollen Salsa-Tänzchen aufgefordert wurde, gab es für uns schlussendlich doch noch was zu lachen. Trotzdem, diese Erfahrung reicht einmal im Leben und mit den üppigen Einnahmen von umgerechnet rund 300 Euro für die Gemeinde haben wir unser gutes Gewissen auch erstmal wieder auf bestimmte Zeit gesichert.


Donnerstag, 13. November 2014

Gourmetmenü in Matapalo

So meine besten, da ich mich gerade erfolgreich selbst ausgesperrt habe, weil ich beim 10-minütigen Waschen meiner Bikinis nicht damit rechnete, dass Sandra mal spontan das Haus verlässt und die Tür schließt, nutze ich die Zeit sinnvoll und starte ein kleines Costa Rica-Update.
Nele und Georgia sind immer noch in Panama, genauergesagt im karibischen Paradis Bocas del Tore, das laut ihrer Aussage echt ein Traum sein soll. Auch ich werde im Februar wahrscheinlich nochmal in den Genuss der Inselgruppe kommen, wenn ich zwecks des Visums ein zweites Mal meine zweite Heimat verlassen muss. Die Abwesenheit meiner beiden "Muchachas locas" hat zwei wesentliche Konsequenzen: In der Schule fehlt die tatkräftige Unterstützung merklich an allen Ecken und Enden und so rotiere ich zur Zeit zwischen Computerkurs, Prof. Allen und Küche und versuche, überall mit anzupacken. Wenn die Kinder einen in Schacht halten, bemerkt man die Erschöpfung erst gar nicht. Aber in Momenten der Ruhe, wie vorgestern, als ich mit den Kindern einen wenig spannenden, 70-minütigen Film über die Lebensgeschichte von Jesus gucken musste, der dann auch noch ständig hackt, fallen einem schon das eine oder andere Mal die Augen zu. Plötzlich merkt man, dass der bärtige Typ, der eben doch noch ein kleiner Drops in der Krippe war, schon am Kreuz hängt und man von den Ereignissen dazwischen irgendwie wenig mitgekriegt hat. Kurzer Blick nach rechts zur Relilehrerin. Puh, Glück gehabt, ihre Augen leuchten so vor Begeisterung, dass sie von meiner kleinen Pause nichts mitgekriegt hat. Die andere Konsequenz davon, die einzige Freiwillige hier zu sein, ist aber natürlich auch, dass man sich unso mehr bemühen muss, damit man immer gut beschäftigt ist und einem an den Nachmittagen und Abenden nicht die Decke auf den Kopf fällt. Aber bisher konnte ich dieses Problem ganz gut umgehen, sei es mit stundenlangen Schnatterstunden mit Sandra über das Topthema der Woche - die Berliner Mauer und das Leben in Ost und West, dem Vorbereiten von Dokumenten für die Bewerbung auf das kanadische Arbeitsvisum, Spaziergängen am Strand oder wie heute, Besorgungen im Zentrum. In meinem absoluten Lieblingsgeschäft, Sámara Organics, entdecke ich immer neue wundersame, aber zugleich faszinierende Produkte. Ein wahrer Lusttempel für etwas alternativ angehauchte Vegetarier und Gourmetexperten. Bevor ich das nächste Mal zuschlagen kann und mir mal wieder so richtig was gönne, muss aber erstmal das Geld ein bisschen zusammengehalten werden. Ich habe mein selbstgesetztes Reisebudget in Nicaragua bis auf den letzten Cent ausgegeben und ein ordentliches Loch in mein Konto gerissen. Auch das ist eine Sache, die ich den Ticos erst beibringen muss, nicht alle Ausländer können automatisch ihr Geld ohne Nachzudenken zum Fenster rauswerfen. Ob ich da für alle spreche, weiß ich nicht, aber ich denke trotz allem Gönnertums schon darüber nach, ob mir ein Cocktail am Strand oder ein paar Kugeln Eis in Deutschland genauso viel Wert wären. Von der Organisation kam der Richtwert, man solle etwa mit 50 Euro Taschengeld pro Woche rechnen. Und ja, ich denke das ist realistisch. Es gibt Tage, da sind größere Investitionen wie ein Fahrrad, eine kurze Hose, etc. fällig. Aber dann stellt sich für die nächsten Tage automatisch ein Limit ein und bei kleinem Hunger wird eben eher zur Banane statt zu den Keksen gegriffen (ist ja eh viel gesünder ;)). 
Hab ich euch eigentlich schon von der Sensation der Woche berichtet? Sol, die Tochter von Sandra ist schwanger!!! Sprich Sandra wird das erste Mal Oma und ich darf mich mehr oder weniger Tante nennen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr alle aus dem Häuschen sind. Sol hatte anfangs noch Zweifel, hat sich aber mitlerweile mit der Situation abgefunden und meint in ihrem Facebookpost "Wenn Gott diesen Moment ausgewählt hat, wird es der richtige sein". 
Aprospos schwanger, da auch ich zwischenzeitlich schon aussah wie im 2. oder 3. Monat habe ich endlich die Notbremse gezogen und will mich ernährungstechnisch deutlich zum Positiven wenden. Die Diät besteht jedoch weniger aus Verzicht als aus der Veränderung von Essgewohnheiten. Ich esse viel langsamer, in der Hoffnung, dann früher satt zu sein, ich trinke mindestens 3 Liter am Tag (und zwar fast ausschließlich mein selbstgemachtes Limonen-Fresco), statt Keksen greife ich bei Hunger zu Reis oder Obst und gesündigt wird nur noch, wenn es die äußeren Umstände nicht anders zulassen. So wie gestern, als die Direktorin nach dem Mittag auf einmal mit Milchreis und Cola um die Ecke kam, wer kann und will da schon nein sagen?!

Jetzt aber folgt der Teil des Tages, auf den ich mich schon lange gefreut habe! Es wird gekocht! Penne à la Marie mit Spinat-Basilikum-Pesto in einer cremigen Soße <3 Yummy yummy yummy, i've got love in my tummy!

Dienstag, 11. November 2014

Letzte Urlaubstage und Rückkehr in die Heimat

Am Freitag, dem vorerst letzten Urlaubstag, konnte ich endlich wieder voll mitmischen. Heißt aber auch, dass sämtliche Nicaragua-Must-Do's innerhalb von 24 Stunden nachgeholt werden mussten!! Zack, zack die letzten Fotos geschossen, die Kauflust mit einer kamelfarbenden Ledertasche (<3) befriedigt und Postkarten im Massenverfahren geschrieben. Gegen 10  ging es mit dem uns schon bekannten Bus zur Lagune de Apoyo, ein Vulkansee, der das Canopy in der demokratischen Abstimmung ausgestochen hat. Im Taxi, dass uns die letzten 9 Kilometer von der Autobahn zum See bringen sollte, taten wir uns zunächst mit der perfekt ausgeklügelten Sitzordnung schwer, die wir eigentlich schon desöfteren geprobt hatten. 5 Personen plus Taxifahrer in einem Auto, heißt 2 schlanke sitzen vorne nebeneinander, ein Bein auf dem anderen und wenn erstmal die Tür zugeht, ist die größte Hürde genommen. Dieses Mal jedoch, saßen wir halb auf dem Schaltknüppel, ob das jetzt an dem üppigen Tagesmenü lag oder hoffentlich an dem zu schmalen Auto, bleibt ein Geheimnis. Ich jedenfalls habe mich entschieden, eine kleine Diät einzulegen, als ich die Fotos vom Urlaub gesehen habe. Und der erste Tag war bisher auch ganz erfolgreich ;).
Die Lagune war ein erfrischendes Badeerlebnis, wenn mir auch 2 Stunden insgesamt gereicht haben. Verrückt war, dass alle Einheimischen sowie selbsternannte Lagunen-Kenner ganz einfach mit ihrer Alltagskleidung in dem See badeten. So war man mit Bikini schon fast etwas besonderes, aber beim nächsten Mal wissen wir's besser. 
Die größte Katastrophe des Tages, und im Urlaub das einzige Mal mit dem Prädikat "#nichtsrichtiggemacht" versehen, war das ausgewählte Restaurant. Der Optik entsprechend waren die Erwartungen nicht hoch. Aber der "grüne Salat", der aus Kohl, gammeligen Tomaten, ungenießbaren Pommes und salzigem Fetakäse bestand, und nichts, aber wirklich nichts mit seiner Beschreibung zu tun hatte, schoss wirklich den Vogel ab. Die Hunde, die sich um sich herum versammelten und mich fröhlich stimmten, in eine 140-Euro-Tollwutimpfung investiert zu haben, erahnten sicher schon, dass bei uns einige Reste übrig bleiben werden. Zwischenzeitlich hatten wir den Plan, ohne zu bezahlen wegzulaufen. Dieses unverschämte Menü hatte definitiv keinen Cent verdient. Dann hat aber natürlich wie immer die gute Erziehung und das schlechte Gewissen gesiegt. Wenigstens konnten wir noch das beste aus dem Essen machen, indem wir einem abgemagertes 8-jähriges Mädchen Pommes und Salat überließen. Definitiv ein Gänsehautmoment, der uns lange im Gedächtnis bleiben und hoffentlich beeinflussen wird, wenn wir zukünftig sorglos mit Essensresten umgehen. Die Kleine verschlung wild durcheinander die ihr überlassenen Lebensmittel. Mit den Händen schaufelte sie, die Augen am leuchten als wäre sie gerade im Himmel. Die Lehre mal wieder: Nehme das, was du brauchst, aber gebe, womit du andere glücklicher machen kannst als dich. 
Das sollte nicht die letzte extreme Erfahrung sein. Im Bus zurück aus Granada musste ich meiner Sitznachbarin helfen, ihre Ausreisedokumente auszufüllen. Den Grund dafür sagte sie nicht, aber meine Vorahnung bestätigte sich, als sie peinlich gerührt ihre Unterschrift unter die Zollerklärung setzen musste - sie war Analphabetin. 
Nicaragua hat mich auf jeden Fall ein großes Stück weitergebracht, auf der langen Suche nach dem, was im Leben erstrebsam ist. Es hat viel mehr geboten, als nur prachtvolle Kirchen und bunten Häuschen und ich bereue keine Sekunde, dass ich mich dazu hab überredenlasssn, mitzukommen.  
Mit einem dementsprechend breitem Dauergrinsen fuhr ich am Samstag mit 2 von 4 Mitreisenden über Liberia und Nicoya nach Hause. Vorbei an Melonenplantagen, die Musik auf den Lippen und den Fahrtwind im Gesicht. 

Donnerstag, 6. November 2014

Zwischen Markttrubel und Fieberschüben

So meine Lieben, während die Muchachas gerade wieder von unserer Privatkutsche abgeholt wurden und sich auf den Weg zur Bootstour auf dem großen See machen, liege ich hier im Bett und schwitze mir die Seele aus dem Leib. Der ganze Spaß hatte schon vor 2-3 Tagen mit Appetitlosigkeit, Erschöpfung und Schnupfen angefangen. Und mal ehrlich, eine Marie, die zum Abendbrot im Restaurant nur eine Vorspeise bestellt und kommentarlos hinter der Gruppe hertrottet - da stimmt irgendwas nicht! Das Fieberthermometer heute morgen bestätigte meine schlimmste Vermutung: 38,9 Grad zeigte es an. Nun heißt es wiedermal: Trinken, trinken, trinken und dem Körper Ruhe gönnen. Ich bin froh, schon einiges von Granada gesehen zu haben. Auch ein paar kleine Souvenirs (ein Gruppenerinnerungsarmband, ein Fußkettchen, die dringend notwendigen neuen Stoffschuhe und ein Sparschwein für Sandra, um es im Kiosk für den Tag der Kinder im Dezember aufzustellen). Zufrieden bin ich mit meiner Ausbeute aber noch lange nicht. Verzückt hat mich insbesondere ein Ledergeschäft mit dem Namen "Soy Nica" (ich bin nicaragisch???). Die Preise dort sind leider ziemlich vergleichbar mit denen bei uns. Eine größere Ledertasche kostet 89$. Auch zum Postkartenladen, an dem wir schon so oft vorbeigelaufen sind, habe ich es bisher noch nicht geschafft. Morgen wird also nochmal viel zu tun sein! 
Gestern waren wir auf einem Handwerksmarkt im etwa 40 km entfernten Massaya. Dort gab es neben sehr viel Ramsch auch 500 Kg Kochbananen zu erwerben. Wie auf einem indischen Basar kam sich Nele vor. Der Markt war unterteilt in einen touristischen Teil mit dreifachen Preisen und den typischen Souvenirs: Lederportemonaies, die noch nie eine Tierhaut gesehen haben, kitschige Wandbilder, die mehr gedruckt als gemalt waren und Flor de Caña, der klassische Rum in Nicaragua. Für mich mit meinem doch ziemlich eingeschränkten Orientierungssinn taten sich in den unendlichen Hallen ständig neue Wege auf. Es ging zum Teil durch kleine Gässchen, die links und rechts von gaffenden Handwerkern gesäumt wurden, vorbei an abgemagerten Hunden, über Müllberge. Auch wenn die anderen ein wenig geschockt waren, das ist Nicaragua! Für mich bot der gestrige Tag zum Teil viel intensivere Eindrücke vom costaricanischen Nachbarstaat als das herausgeputzte Zeugnis spanischer Einflüsse, in dem sich unser Hotel befindet. Hier verfügt jedes Haus über einen sogenannten Patio - einen meist prachtvollen Hof, in dem auch im Mittelmeerraum nach Schatten gesucht wird. Die Gebäude sind so europäisch, dass man beim Blick aus dem Fenster meinen könnte, man befinde sich in der Toskana. Viel beeindruckender jedoch, ist ein Blick über den Tellerrand. Etwa wenn der Bus auf dem Weg zwischen zwei Touristenattraktionen an einfachen Hütten vorbeifährt oder man durch die meist vergitterten Türen Gerber bei ihrer Arbeit erspähen kann. 
Ich hoffe, ich bin heute nachmittag so fit, dass ich wenigstens einmal das Hotel verlassen kann. Morgen ist schließlich schon der letzte Tag unserer Reise, den wir mit einem Ausflug zur nahegelegenen Laguna de Apoyo verbringen wollen. Canopy, Nele und mein eigentliches Reisehighlight wurde von 3 Mitreisenden eher wenig begeistert angenommen. Aber vielleicht ist es besser so, weil das hätte ich meinem Körper nicht zugetraut.

Und jetzt ist erstmal wieder Schluss, noch eine kleine Packung Kekse essen und dann fallen die Augen wieder zu. 

Mittwoch, 5. November 2014

24 Stunden im Traumland

Heute also haben wir nachdem wir gestern 10 Stunden im Bus geschmorrt haben und ich danach weder Gesäß noch Rücken spüren konnte, das erste Mal Nicaragua im Hellen gesehen. 
Kleine Kulturschocks von stichprobenartigen Gesundheitstests - durchgeführt von durcheinanderschwirrenden Menschen mit Mundschutz und voller Krankenhausmontur in einer orangen Garage mit Neonröhren - oder auch die Überquerung eines "Nirvanas", der rechtsfreien Zone zwischen beiden Nachbarländern zu Fuß, gerieten heute glücklicherweise schnell in Vergessenheit.  Einmal in Granada angekommen, verzückte es uns von der ersten Minute an mit den kleinen Gässchen und bunten Kollonialhäusern. Alle unsere Fotos, die bei Facebook, Instagram und Twitter mit der Webgemeinde geteilt wurden, betitelten wir fortan nur noch mit "#Allesrichtiggemacht" (die ältere Generation befragt bitte Google über die Bedeutung dieser mysteriösen Raute). Das Hotel "La Pergola" liegt eine Straße von der Schlemmermeile entfernt. Und ja, es ist ein Hotel, kein Hostel. Für umgerechnet gerade mal 14 Euro die Nacht haben wir uns richtig was gegönnt. Wie ungewöhnt es einfach mal ist, wenn Putzfrauen dein Bett machen und du nach dem kurzen Planschen im Pool eine warme Dusche nehmen kannst. Das Frühstück bekommt man an den Tisch gebracht und der Sonnenuntergang kann von der Terasse mit Blick über die Dächer Granadas genossen werden. Gönnen, das war sowieso das Stichwort Nummer eins dieses Tages. 
Guckt euch einfach mal die Preisunterschiede an:

Zwei große Kugeln Vanilla-Cookie und Schoko-Karamell-Erdnuss (ich hätte nicht gedacht, das jemals zu sagen, aber Ben&Jerrys hat ernsthafte Konkurrenz) in Nicaragua für 0,80 ct. 
vs. 
Zwei einfachere, wenn auch leckere Sorten in Sámara für heftige 3 Euro. 

Auch sind wir einfach mal den ganzen Nachmittag mit einer privaten Kutsche über die alterwürdigen Straßen dieses schönen Fleckchens Erde gerollt und haben pro Person gerade mal 2,50 Euro bezahlt. Dazu gab es alle paar Meter interessante Infos zu Granada, ein reiner Shopping/Fressurlaub kann es also schon mal nicht mehr werden. Hier ein kleiner Auszug der Dinge, die wir heute gelernt haben: Granada ist die älteste Stadt Zentralamerikas und wurde 1524 vom spanischen Conquistador Cordoba gegründet. Die schönste Bäckerei der Stadt heißt Maria Elena. Der See, an dem 100% der bisher getesteten Restaurants lahmarschige und wirklich unfähige Kellnern beschäftigen, ist der viertgrößte der Welt. Hierzu mein (fast)Lieblingszitat des Tages: 
Wir: Ehm, das sind aber keine Countrypotatoes?! (wir hatten extra nichts Fettiges bestellt, weil das für Hannahs Magen unvorteilhaft wäre)
Er: Jap.
Wir: Und?
Er: Das sind Pommes. (hört hört, wären wir nicht drauf gekommen)
Wir: Warum?
Er (nach einigem Zögern): Wir haben keine Countrypotatoes.
(achso, warum sagst du das nicht gleich, sondern lächelst uns an und nickst, wenn wir die Bestellung aufnimmst?!)
Ich bin überzeugt, er hatte insgeheim gehofft, uns falle der Schwindel nicht auf. 

Allgemein hat man oft das Gefühl, wie ein dummer Tourist behandelt zu werden. Beim Abendessen beim Italiener verging praktisch keine Minute, in der uns keine Breakdancer, Gitarrenspieler, bettelnde Kinder oder Verkäufer mit Rasseln, Lederanhängern und Schmuck belästigten. Mich nervt besonders, dass man ständig auf gebrochenem Englisch von der Seite angesprochen wird. Und hier kommen wir schon zum absoluten Favoritenspruch des Tages: 
Eine alte Frau kommt auf uns zu und bettelt um Geld. Ich höre nur ihr Gemurmle und halte sie für eine weitere Straßenhändlerinnen. Im Affekt und irgendwie schon aus Gewohnheit sage ich eiskalt: "No Gracias"
Sie zieht daraufhin ab: "One Dollar, fucking bitches."
Mit unserer 5-Mädels-Gruppe, davon zwei Blondis, sind wir einfach mal auch ein wenig auffällig.

Meine Zimmerpartnerinnen stellen sich dezent als Handy-und Internetsuchtis heraus. Und ich liege derweil im Bett und hoffe, dass mein Bauchgrummeln und die seit Tagen anhaltende leichte Übelkeit und die von mir einfach ignorierte Appetitlosigkeit morgen nicht schlimmer wird. 

Morgen früh geht es nach dem Frühstück nach Massaya, zu einem Handwerksmarkt. Ich befürchte, dass das auch kein günstigerer Tag wird als heute. Auch wenn alles so preiswert erscheint, in der Touristenstadt Granada läppern sich die Ausgaben zusammen.  Morgen wird ein Fastentag, hoffentlich.





Montag, 3. November 2014

Nica-Girls on Tour!!!

Liebste Grüße von der ersten Station unserer großen Reise. Für jeden der jemals nach San José kommt und auf der Suche nach dem geilsten, wenn auch etwas unzentral gelegenem Hostel in Town ist, die Empfehlung: Costa Rica Backpackers! Große Küche, Kamillentee für unser Sorgenkind Hannah, die sich seit gestern Abend mit dem Klo angefreundet hat, ein Swimmingpool, heißes (!!!) Duschwasser (so lässt zumindest die Anleitung an der Wand vermuten) und der Oberkracher (norddeutsch: Oberkrachäär): eine Shoppingmall in Laufentfernung. Wir also nüscht wie hin da und ja, ich glaube das Bild von kleinen Kindern im Spielzeugladen beschreibt uns einfach am besten. Ich war lange nicht mehr so euphorisch. Nach 2 Monaten Sámara ist man so viel Auswahl auf einmal gar nicht mehr gewohnt. Irgendwie ist es fast überfordernd. Wir haben uns erstmal Hamburger, Pommes und ein Steak gegönnt. Und auch wenn wir dann schon rauskugeln hätten können, gab es an den Desserts kein Vorbeikommen: gebrannte Mandeln, Churro, Oreo-McFlurry, Frozen Yoghurt, Crêpes, Kuchen... WOFÜR SOLL MAN SICH DA ENTSCHEIDEN?! 
Ok, insgesamt hab ich am ersten Tag schon fast 20 Dollar ausgegeben. Puh, auch wenn wir gerade im traditionellen Urlaubsgenießermodus sind, sollte ich vielleicht ein bisschen sparen. Ich hoffe die Verlockungen in Granada sind etwas weniger offensichtlich oder zumindest dezent günstiger. 
Morgen um 12.30 gehts mit dem Bus weiter, Eiszeitalarm bei voll aufgedrehter Klimaanlage! 
Ich muss jetzt Schluss machen, Nele und ich schieben den übelsten Lachflash, weil uns gegenüber ein Olaf-Schubert-Imitat mit Kopflampe und ein englischsprechender Inder sitzen. Backpackleben live!

Sonntag, 2. November 2014

Und wieder geht ein Tag zuende!

Die Halloweenfeier gestern war zwar wie versprochen "ein ganz besonderer Abend", aber dieses "ganz besondere" impliziert eben nicht unbedingt, dass es auch perfekt sein muss. Nachdem ich fast 2 Stunden mit meinem Skelet-Make-Up beschäftigt war, fuhren wir etwas verspätet, dafür aber mit einem sehr gesprächigen Taxifahrer zu Nele. Die gute Stimmung, die nicht zuletzt aus einigen nicht ganz nüchternen Runden Looping Loui resultierte, wurde jedoch nach und nach getrübt, weil der gerufene Taxifahrer durch seinen plötzlich ausgebrochenen Ehekrieg ordentlich auf sich warten ließ. Nur mit Buttertoast, "Concho" (leicht angebrannter Reis ganz unten im Topf- lecker!!!) und Cornflakes konnten wir uns über Wasser halten. Kurz nach Mitternacht ging es denn endlich los Richtung Zentrum. Das Bild, das uns dort bot, hätte mich fast zum direkten Umdrehen bewegt. Es regnete in Strömen und gefühlt 90% der Einwohner Sámaras und Nicoyas drängten sich wie die Sardinen in den liebevoll dekorierten Clubs. Kein Wunder, dass ich in dem Chaos die Mädels nach 5 Minuten verlor. Wahrscheinlich habe ich in einer Nacht ungefähr 200 unschuldige Menschen mit meinem Arm geschminkt, die nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnten oder aus Platzmangel einfach stecken geblieben waren. 
Einige Kostüme haben mich schon etwas neidisch gemacht, insbesondere ein flauschiges Fred Feuerstein-Outfit bei 35 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit beeindruckte mich. 

Aber auch wir konnten uns sehen lassen - die hotten Motten aus Sámara/Esperanza/Garza <3333