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Freitag, 31. Oktober 2014

Hui Bui!

Endlich war es so weit! Nach fast zwei Monaten stellten wir zum ersten Mal eine richtige Nachmittagsveranstaltung auf die Beine. Insgesamt waren wir wohl 3 Wochen immer wieder mit den Vorbereitungen beschäftigt und Fragen wie "Was brauchen wir noch?!", "Wie kommen wir an den Schlüssel für den Salon?!" und vor allem "Werden überhaupt Kinder kommen?!" schwirrten uns bis zur letzten Minute im Kopf herum und machten mich mehr und mehr verrückt. Entsprechend viel überschüssige Energie hatte ich auch am frühen Mittwochnachmittag als ich nach der Schule mach Hause kam um die letzten Utensilien zusammenzusuchen. Schon in diesem Moment war mir klar, dass trotz der minütiösen Planung wohl nicht alles laufen wird, wie vorhergesehen. Ich glaube, dass genau das der größte Unterschied zwischen der Organisation derartiger Events in Deutschland und Costa Rica ist: das man die Menschen hier nicht berechnen kann. Sie können dir morgens noch ins Gesicht und sagen, dass sie sich auf den Nachmittag freuen und dann nicht einmal auftauchen. Als ich kurz vor 16 Uhr in Torito aufschlug, hatten die Mädels schon die Vorbereitungen abgeschlossen. Gerade rechtzeitig, denn schon strömten vereinzelte Kiddis in den Salon und wollten natürlich perfekt entertaint werden. Wir starteten mit "magischen Bildern", dazu sollten gruselige Halloweenmotive mit Kerzen gemalt werden, die dann durch das Auftragen dünner Wasserfarben sichtbar werden. Naja, zugegeben die Umsetzung gelang nicht ganz so perfekt wie erwartet. Aber die Kinder freuten sich, sauten mit Wasserfarben rum, hatten letztendlich mehr Farbe auf den T-Shirts und dem Boden als auf den Blättern und missbrauchten die Kerzen zu allem, was nicht mit malen zu tun hat. Das gleiche mit den Luftballons, die wir gekauft hatten. Vorgestellt hatten wir uns böse Fratzen auf dem orangen Untergrund, um sie anschließend dekorativ aufzuhängen. Stattdessen wurde damit anderen Kindern auf den Kopf gehauen und im Raum rumgetollt - zu viel für unsere Betreuerin Angie. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass es einfach nur ein voller Erfolg war. Mit der Anzahl an Kindern hätte niemand gerechnet. Wir haben sie zumindest für einen Nachmittag von der Straße und vom Fernseher weggeholt und sie mit einfachsten Mitteln zum Kindsein animiert. Die Aktion mit den Halloweenmasken aus Pappkartons brachte zum Teil tolle Ergebnisse hervor, die sich echt sehen lassen können. Und es gibt kein schöneres Gefühl als die Freudenschreie des Gewinners und den kameradschaftlichen Applaus der Anderen am Ende des improvisierten Stuhltanzes und Bachata-Wettbewerbs zu hören. 
Als ich ein kleines Mädchen im Dunkeln nach Hause brachte, weil sie nicht von ihren Eltern abgeholt wurde, und sie mich großen Augen anguckte und sich für den schönen Tagesabschluss bedankt hat, war ich plötzlich so verzaubert, dass ich elegant mit einem Bein in einen Gulli rutschte und dort solange lachend feststeckte, bis ich mich mit der Unterstützung von zwei Jungs befreien konnte. Ich denke, dass ist bisher die absolute Spitze meiner Tollpatschigkeit hier in Costa Rica. 
Der Halloween-Spuk ist jedoch noch nicht vorbei. Heute abend schlägt im Zentrum die Geisterstunde, hoffentlich mit ganz vielen gruseligen Gestalten. Eine ganze Reihe Restaurants, Bars und Privatpersonen haben sich daran beteiligt, für die kleinsten Monster unter uns ihre Pforten zu öffnen und Süßigkeiten zu verteilen - manchmal wünschte ich, 10 Jahre jünger zu sein! Ich bin gespannt, in wie fern mir mein Halloween-Look gelingt und werde euch natürlich mit schrecklich-schönen Fotos versorgen ;) 

Muhahahaha!

Dienstag, 28. Oktober 2014

Freizeit macht erfinderisch!

Keine Frage, mit meiner sich langsam füllenden Postkartenwand und den Fotos an der Wand, war mein Zimmer eigentlich schon immer das schönste in ganz Samara. Aber jetzt ziert auch noch die Skyline der wundervollsten Stadt der Welt meine vier Wände <3

Hätte ich mal nur nicht Kunst abgewählt...


Action 24/7

Sollte der gestrige Tag doch eigentlich hauptsächlich für die Vorbereitung der Halloweenaktivität mit den Kindern am Mittwoch dienen, die mir seit Tagen nicht aus dem Kopf verschwinden will, so kam doch mal wieder alles ziemlich anders als geplant. Britta bat mich, ihre kleine Abschiedsrunde bei uns im Haus zu veranstalten. Wir wollten zusammen einkaufen und dann für die Koordinatorin Angie, die anderen deutschen Mädels und ihre Gastmutti "irgendwas Entspanntes kochen". Als ich Sandra von dem Plan erzählte, wurde dieser jedoch schneller umgeworfen als man "Fiesta" sagen kann. Es sei eine Ehrensache, ihr zu zeigen, dass Costa Rica doch ein tolles Land sei und im Hause Armijo gab es noch nie eine schlechte Party. Also wurden kurzerhand alle möglichen Leute involviert, der viel zu gutmütige Ney kam vorbei und verbrachte fortan den ganzen Tag mit bis zur Perfektion betriebener Dekoration und jeder Passant, der nicht bei drei auf den Bäumen war, wurde eingeladen - keiner von ihnen kannte Britta, aber das war wurscht. Ich bastelte die erste Piñata meines Lebens, die zugegeben sehr anders aussah, als ich mir eine immer vorgestellt und gewünscht habe (ja, das ist ein mehr als heißer Tipp für eine Wiederkehrparty nächstes Jahr!!!). Leider kam diese mangels Konfetti und Bonbons und dank der Zickigkeit gewisser Personen, die uns ihre Vorräte nicht leihen wollten, gar nicht zum Einsatz. Egal, mit den kunstvoll bemalten Schildkröten und dem Peace, Love and Harmony-Schriftzug bleibt sie auch für die nächste Party ein Hingucker. Nur den Namen Britta sollten wir dann vielleicht überkleben. Der frühe Nachmittag zeigte schon, dass es irgendwie mehr Sandras und meine Party als die Brittas war. Immer mehr Gäste trudelten ein, während die Gastgeberin noch mit ihrer Familie einen Zwangsbesuch beim neugeborenen Zuwachs antrat, über dessen Sinn und Zweck auf psychologisch höchstanspruchsvollem Niveau vorher viel diskutiert wurde. Das geplante Grillen wurde angesichts des nicht endenwollenden Regens am Nachmittag vorsichtshalber zu Reis mit Salat und Hähnchenpfanne umgeplant. Nach dem Besuch ihrer Freundin war Sandra auf einmal auffällig gut drauf, redete mit den meisten Leuten aus einem mir nicht ganz klaren Grund nur noch in ihrem gebrochenen Englisch und verbreitete ein Flair von Hippi-Oma. Wer weiß, wovon die beiden heimlich genascht haben...Ich hatte ab 17 Uhr alle Hände voll zu tun, für die von mir im Voraus groß angekündigten Caipis zu sorgen. Praktischerweise war der Cachaça (Rohrzuckerschnaps) an dem Tag im Angebot, und so wurde mengenmäßig auch nicht gespart. Die Cocktails kamen so gut an, dass spontan eine Art Bar inszeniert wurde und eine Freundin Sandras, die ich bis zu diesem Zeitpunkt völlig falsch als langweilige Hausfrau eingeschätzt hatte, plötzlich anfing, sich selbst an einer Art Mojito mit Zitronenmelisse zu versuchen. Daraufhin musste sie mir versprechen, mir zu zeigen, aus welchem Vorgarten sie diese geklaut hat. Unsere amerikanischen Freunde, die ihre Biervorräte langsam zu neige gehen sahen und plötzlich Panik bekamen, auf dem Trockenen zu sitzen, mussten spontan ihre nicht ganz so unauffällige Durchfutter-Strategie ("ich bin zur Zeit echt sooo Pleite") ändern. Zusammen machten wir uns 21 Uhr auf zum Kiosk, der eigentlich seit 14 Uhr geschlossen hatte, es war schließlich Sonntagabend. Mit einer Mischung aus Hundeblick und viiiel Mitleid schaffte ich es, die Besitzer doch noch zum Öffnen zu überreden. Und für den Gegenwert von einem Tetrapack Wein, einer Packung Zigaretten, einer Flasche Rum, 3 Liter Cola und noch mehr Cachaça lohnt sich das Hochfahren des Kassensystems schon. Nunja, was soll ich sagen, die Amis haben sich dezent überschätzt und Sandra rannte irgendwann auch ziemlich orientierungslos von einer Ecke in die andere, aber der Anblick war definitiv lustig und der Grundstimmung hat es nicht geschadet. Auch meine unglaublich kreative Musikauswahl à la Spotify-Partyplaylist wurde gut angenommen. Um 3 Uhr morgens war es dann endlich Zeit, ins Bett zu fallen. Ich hoffe, Britta hatte einen schönen Abend und nimmt zumindest einige positive Erinnerungen mit auf ihre nun anstehende Reise durch Costa Rica.
Als heute morgen um 6 der Wecker klingelte, dachte ich für einen Moment, ich müsse sterben. Lange habe ich mit mir gehadert und überlegt, ob es das ultimativ leckere Frühstück in der Schule wirklich Wert ist, dermaßen früh auf der Matte zu stehen. Immerhin musste ich eigentlich erst heute nachmittag ran. Aber ja, die Entscheidung fiel dann doch ziemlich eindeutig aus und so machte ich mich verschlafen, mit noch ziemlich nassen Haaren und einem großen Schluck angestandener Restcola im Magen auf den Weg zur Schule. Dort musste ich die seit 1,5 Tagen wieder kränkelnde Nele auf den neuesten Stand der Dinge bringen und versuchte mehr schlecht als recht Nina beim Kochen irgendwie nützlich zu sein (eigentlich ging ich nur meiner Spezialstrecke nach: im Weg stehen). Wie glücklich war ich, als ich nachdem wir das "Superfashion"-Halloweenplakat, dass ich gestern sehr bemüht hingezaubert habe, endlich aufgehängt hatten und ich mich mit kräftigem Tritt in die Pedale meinem Bett näherte. Leider blieben mir nur 2 Stunden Schlaf, weil ich noch einige Besorgungen im Zentrum zu erledigen hatte. Unter anderem musste ich eine Packung Kekse kaufen, um den Hausfrieden mit meinem Gastbruder deren Vorräte ich gestern geplündert hatte, wieder herzustellen. 14 Uhr began dann der eigentliche Arbeitstag: Sachkunde, Spanisch und Mathe standen auf dem Stundenplan. Es gibt wohl kein schöneres Gefühl als im dämmernden Licht der Straßenlaternen an den Kids vorbei zu radeln und in glückliche Gesichter zu schauen, die einem im Chor ein "Tschau Marie, bis morgen" zurufen. <3 Ich kann mir jetzt schon vorstellen, dass der letzte Tag in der Schule echt komisch werden wird. 

Jetzt mach ich mich aber erstmal daran, endlich Fotos hochzuladen. Hier zwei Schnappschüsse von der Party:



Sonntag, 26. Oktober 2014

Der Funken ist übergesprungen

Gerade bin ich von einem spontanen Lagerfeuerabend am Strand zurückgekehrt. Die beiden Amis, die alles organisiert haben, mussten derweil nicht enden wollende philosophische Eingebungen über die Ungerechtigkeiten des amerikanischen Gesundheits- und Bildungssystems ertragen. Ich glaube sie waren noch nie so froh über ein fast abgebranntes Feuer... Heute durfte ich mich zudem der Mission Impossible widmen, Musik von einem Huawei-Tablet auf einen nagelneuen iPod-Shuffle zu laden. 9500 Kilometer entfernt, gleiches Problem wie immer, ähnliche Erkenntnis wie zuvor: Apple ist viel zu anstrengend. Jetzt freu ich mich vor allem auf morgen, Britta will (oder wird gezwungen) anlässlich ihres verfrühten Abschieds nach Deutschland eine kleine Party zu geben. Das wird - hoffentlich - doch ganz  unterhaltsam ;)

Samstag, 25. Oktober 2014

Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde!

Soweit die Theorie! Die besten Blogeinträge entstehen ja bekanntlich noch voll aus der Stimmung heraus. Nunja, zugegeben es liegen schon wieder einige Stunden dazwischen, dass meine Füße zitternd den sicheren Boden berührten und der Abschied von meinem neuen wiehernden Freund eher knapp als herzlich ausfiel. Aber trotz einem unglaublich geilen Hähnchengrillspieß, einem anschließenden Cocktail an der Strandbar, super netten Gesprächen mit einem kanadischen Ehepaar und der Einladung zu einem deutschen Abend hab ich diesen Tagesausflug immer noch lange nicht verdaut.
Ziemlich spontan fragte mich Nele Mitte ser Woche, ob wir nicht vielleicht einen Reitausflug machen wollten. So oft habe ich schon eine Herde Pferde mit dicken, Socken-in-Sandalen-tragenden Touris am Strand lang traben sehen. Die Tiere waren dabei immer am Führer festgebunden und konnten nicht ausbüchsen. Klar hatte ich immer noch die letzte Pferdererfahrung mit dem vollblutigen Schwarzwaldhengst im Hinterkopf, aber so schlimm kann das ja nun nicht sein. Und da wir uns vorgenommen haben, die Dinge direkter anzupacken folgte gleich heute das Telefonat mit dem Cousin von Neles Gastmutti, praktischerweise ein mehr oder weniger erfahrener Cowboy mit acht Pferden. Da er heute abend noch einen Nebenjob als Türsteher hat, mussten wir uns schon 13 Uhr treffen, was sich jedoch im Nachhinein als perfekte Startzeit herausstellte. Nele und Britta, meine beiden Reitmuchachas waren noch auf dem Weg zur Bank und mussten das nötige Kleingeld abheben. In der Zeit plauschte ich bereits über die Pferde und erkundigte mich vorsichtig über hochqualitative Reitreferenzen... Kein Kommentar dazu. An dieser Stelle muss ich auch zugeben, dass ich mir den Vorsprung zu nutzen machte, um mein favorisiertes Pferd auszusuchen (sorry Muchachas ;D). Als die anderen kamen war die Vorauswahl leider schon getätigt. Ich entschied mich ein vierjähriges braungeschecktes Pferdchen namens Pinto (jammie, die ganze Zeit musste ich an Pferdesalami mit Gallo Pinto denken...). "Joa, das ist eigentlich relativ ruhig. Hat halt viel Kraft und du musst immer ordentlich gegen halten" war der fachkundige Kommentar zu meiner Auswahl. Instruktionen, wie man denn lenke, erhielt ich lieber spät als nie von Britta auf den ersten Metern. Ausprobieren wollte ich es lieber nur im Notfall, und ja, der sollte noch eintreffen. Zunächst ging es am Strand entlang, vorbei an staunenden Touris, durch einen Camping Platz, einen kleinen Weg Richtung Buena Vista entlang, das uns von dem Schildkrötencamp noch in bester Erinnerung war. Links liegen ließen wir einen schmalen Trampelpfad, der mitten durch die Pampa und wildes Gebüsch einen Berg hinauf führte. "Also mit meinem Pferd in Deutschland würde ich da jetzt hochreiten", klaaar Britta, dann mal viel Spaß, du bist doch verrückt! Halt stop! Wir werden zurückgerufen, haben den Weg verpasst. Ich schlucke, ist das gerade sein Ernst? Ich als jemand, dem schon in der Reithalle Angst und Bange wird soll mit meiner umfänglichen Landschaftserfahrung diesen Berg hoch?! Auch das Pferd schien von der Idee wenig begeistert und musste gerade das erste Mal wieder eingefangen werden. Also schön, dann ab dafür. Höher, höher, immer höher, über Wurzeln, durch Schlammlöcher. Die Pferde bei 30 Grad im Schatten am Schnaufen wie ich auf dem Weg von der Schulcafeteria hoch zum dritten Stock. So Richtung konnte ich nicht glauben, was ich hier gerade mache und warum zum Teufel ich 30 $ dafür bezahle, mir sprichwörtlich fast in die Hose zu scheißen vor Angst?! Ok, es ist Costa Rica. Pura Vida und immer locker durch die Hose atmen! Nach einem beachtlichen Anstieg über Stock und Stein wusste ich nicht, wer mehr am schwitzen war, ich oder das arme Tier unter mir. Die unberührte Natur um uns und der unglaubliche Ausblick von dem Pausenpunkt entschädigte für alles. Auf Nachfrage von Nele legten wir sogar einen Zwischenstop bei einem Wasserfall ein. Und da passierte es, als ich mich lässig vom Pferd schwingen will und dabei eine etwas alternative Technik ausprobiere falle ich wie ein leichtfüßig wie ein Goudakäse frontal vom Pferd, spätestens ab jetzt hat mich unser Cowboyfreund auf dem Kieker. Er kriegt sich gar nicht mehr ein bei meinem traurigen Anblick. Als ich ihn frage, ob mein Pferd schon am Verzweifeln ist (es bewegte sich gerne mal bis auf wenige Centimeter dicht an den Abgrund und schien intensiv über den Sinn des Lebens nachzudenken) ernte ich nur Gelächter. Einmalig auch der Moment, als wir auf dem Weg zum Wasserfall über scheinbar verlassene Pfade krachseln und sich hinter einer Ecke mitten im Nirgendwo deutsche Mädels aus Sámara oben ohne sonnen. Die haben auch nicht schlecht geguckt als unser mindestens 60-jähriger Gummelstiefelgefährte mit seiner dekorativ verpackten Machete um die Ecke bog. Bilder vom Wasserfall, aus dem man sogar bedenkenlos trinken konnte, folgen morgen, wenn ich wieder frisch im Kopf bin ;)
Nach etwa 3 Stunden endete unser Ausflug, der die Wildwassertour in Kanada wohl als Ich-mach-mir-so-in-die-Hose-Moment Nummer 1 meines bisherigen Lebens übertrumpft hat. Mein Körper jedenfalls ist immer noch am Zittern und ich war selten so froh darüber, wieder heil zuhause angekommen zu sein. Vor Freude lief ich direkt nach dem Absteigen vom Pferd vor einen Baum, der sich irgendwie in meine Laufrichtung verirrt hatte. Der Reitmuchacho und sicherlich auch mein Pferd dachten sich ihren Teil und ich bin nicht so sicher, ob ich mich über die Einladung zu einer weiteren Tour freuen soll. Erstmal jedenfalls muss sich mein Gesäß von dem Tag erholen. Und nein, das Glück dieser Erde ist vielleicht in Sámara zu finden, aber mir fallen spontan 100 Plätze ein, die den Pferderücken übertrumpfen! 

Eine Auswahl echt genialer Fotos folgen morgen ;) Bis dahin schlaft gut und denkt immer dran: Love, Peace and Harmony <3


                            Da war die Welt noch in Ordnung. Erstes Aufeinandertreffen mit den Pferden...


 So entspannt wie auf den Fotos war ich leider nicht immer. :D


 Für zwei Aspekte hat sich der Ausflug aber definitiv gelohnt: die wunderschöne, unberührte Natur..

 ... und vor allem der Hähnchenspiess danach von meinem neuen besten Freund!

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Leben zwischen zwei Welten

Gerade von einem wunderschönen, spontanen Strandspaziergang mit Nele zurückgekehrt, versinke ich in den fluffigen Weiten meiner Lieblingscouch im Hostel von Mey und Brian und denke nach. Diese Hulla-Hoop-Regenbogen-Gesellschaft von immer glücklichen Touristen auf der Suche nach dem schönsten Sonnenuntergangsfotos und den leckersten Cocktails wird Tag für Tag präsenter. Sie lachen, sie feiern, sie schmeißen Geld zum Fenster raus. Auch wir haben uns heute einen Crèpe mit Nutella und Bananen gegönnt. Für die beiden charmanten Mädels aus Deutschland gabs sogar noch eine Kugel Vanilleeis, heiße Karamelsoße und einen Plausch mit dem sympathischsten Franzosen Sámaras gratis dazu. 
Absolutes Kontrastprogramm am Mittwochabend in der Kirche: Hunderte von Ticos drängen sich in Scharen, um einen letzten Blick auf einen verunglückten jungen Mann zu werfen. Er ist beim Versuch, auf eine Palme zu klettern abgerutscht und hat sich das Genick gebrochen. Schon als der Krankenwagen hier einige Tage zuvor vorbeikam, war jeder sofort auf der Straße. Jedes mal bedeutet das, dass jemandem Bekannten, wenn nicht sogar einem Familienmitglied etwas zugestoßen sein muss. Auch Sandra war untröstlich, war der junge Mann doch im gleichen Alter wie ihre eigenen Söhne. Auch wenn ich ihn nicht persönlich kannte, so zeugt die enorme Anteilnahme wie nichts anderes davon, dass er jemand ganz besonderes war. Auch von uns Freiwilligen hat jeder ihm mit seiner Familie noch einmal die letzte Ehre erwiesen. Nele konnte ihren eigenen Augen kaum trauen, als die Menschenkette im Trauerzug nach Carillo einfach nicht abnehmen wollte. Verdammt, so möchte doch jeder von uns am liebsten enden. Wenn schon viel zu früh, dann zumindest in Ehre. 

Wir Deutschen hier sind irgendwie zwischen den Welten. Wir kennen die eine genausogut wie die andere Seite von Sámara. Und es macht mich unfassbar traurig zu sehen, wie Menschen so nahe beeinanderleben können, ohne auch nur einen blassen Schimmer zu haben, was die anderen bewegt. Vielleicht ist gerade das der Fluch einer Touristenregion. Leben, wo andere Urlaub machen und dabei das Strahlen am besten nie aus dem Gesicht zu verlieren. Business goes on!


Freitag, 17. Oktober 2014

#Breaking News#

In der letzten Woche sind zu viele Dinge passiert, um jedem Event einen eigenen Eintrag zu widmen. Deshalb nun in Kurzform:

Sonntag: Im Rahmen des Tages der Kulturen treten die kleinsten in wunderschönen Indianer- und Chinesenkostümen auf. Ich werde gemeinschaftlich belächelt, als ich herauszufinden versuche, wie denn dieses Lied mit dem Text "baba babababa" heißt (Ella se arrebata). Ich passe eine Stunde lang aufs Hostel auf und promt kommt ein Gast.

Montag: Kanuausflug ;)

Dienstag: In der Schule organisieren wir mit der Englischlehrerin eine Art Vorausscheid für den Buchstabierwettbewerb, um die Kinder mit der Prozedur vertraut zu machen. So unglaublich süß! 


Die Jury mit den drei Delegierten der Schule <3

Irgendwas ist komisch, meine Gelenke tuen weh, ich bekomme Kopfschmerzen, als wir gerade mit der Melonenaktion fertig sind. Gegen 16.30 dann die Geburtstagsnachricht für den besten Papi der Welt, die Mädels müssen mich erstmal in den Arm nehmen. Das es so schwer wird, hätte ich nicht gedacht. Abends habe ich das Gefühl zu glühen, Sandra meint, es wäre wohl nur ein Sonnenstich. 

Mittwoch: Ich glaube, ich muss sterben. Mit dem Bus um 10 nach Nicoya und nach ewigem Hin-umd Hergeschicke endlich im Krankenhaus. Ich hab schon eine Vorahnung, und ja, es ist Dengue (nicht umsonst auch Knochenbrecherfieber genannt). Zu allem Überfluss begegnen einem die Menschen wie einer Sterbenskranken. Jeder berichtet dir von seinen Hausmittelchen und ohne das Paracetamol schießt das Fieber gerne mal auf 39 Grad. Schön, dass seit Dienstagnacht der Strom ausgefallen ist. Ohne Strom, kein WLAN. Ohne WLAN, übermäßig besorgte Eltern und das an Papis Geburtstag. :/ 
Die Kiddis, die ich fast einen Monat auf diesen Tag vorbereitet habe, fahren ohne mich zum Wettbewerb und belegen dort den - aufgepasst - 1., 2. und 3. Platz! ;) Wenigstens eine positive Nachricht.

Donnerstag: Bis auf einige liebevolle Krankenbesuche (Danke an dieser Stelle! ;*), habe ich im Prinzip den ganzen Tag durchgeratzt. Hunger hab ich auch keinen, was schon ein sehr schlechtes Zeichen sein muss. Gegen Nachmittag nehme ich meine vorerst letzte Paracetamol und tauche ab in das Land der Träume. 

Freitag: Eigentlich wollte ich heute morgen mit dem ersten Bus nach Nicoya zum Krankenhaus, aber die Fahrt mit diesem Klappergestell ist schon im gesunden Zustand eine Tortur. Um Mama und Papa zu beruhigen, werde ich wahrscheinlich morgen früh mit Angie nochmal einen Versuch wagen. Heute geht es schon deutlich besser, ohne fiebersenkende Medikamente erreiche ich Traumtemperaturen um die 36,5 Grad. Trotzdem muss man gerade in diesem Stadium vorsichtig sein, weil man noch längst nicht über den Berg sein muss. Doch auch heute wieder Lichtblicke, die mir helfen, stark zu bleiben. Auch wenn ich zur Zeit zugegebenermaßen psychisch etwas labil bin. Meine Postkartenwand bekam gleich doppelten Zuwachs! An dieser Stelle ganz ganz liebe Grüße an Omi und die Birkhölzer! Es ist das schönste Gefühl überhaupt, zu wissen, dass die Menschen zuhause an einen denken!
Wenn meine erste entsandte Postkarte endlicg mal angekommen ist, werd ich hier definitiv in Massenproduktion gehen ;)

Viele Infos, und mein Kopf glüht schon wieder ein bisschen. Zeit, schlafen zu gehen. 

Bis demnächst meine Lieben! 


Mittwoch, 15. Oktober 2014

Grusel Wusel! :D


Für die Tage vor Halloween planen wir, mit den Kiddis im
Salon Masken zu bemalen, Besen zu basteln und natürlich Kürbisse zu schnitzen. Da es die hier leider nicht gerade um die Ecke gibt, entschieden wir uns für eine etwas unkonventionelle Methode: Wassermelonenschnitzen! Und siehe da, das Ergebnis ist echt beeindruckend! Auch wenn ich danach keine Wassermelone mehr sehen konnte. 




Wir hoffen, dass es keinen Stress mit den doch ziemlich religiösen Familien in Torito gibt. Für sie hat der 31.10. eben doch eine andere Bedeutung und die Masken etc. sind ein Zeichen des Teufels...



Genieße das Ungenießbare!

8 Uhr morgens und mein innerer Kompass zeigt auf: "Facebooknachrichten aus Deutschland checken". Und siehe da, die üblichen Verdächtigen haben geschrieben, Frau Koch hat ein Teamfoto auf der Balmun-Seite hochgeladen und die Feedbacks zur ersten Univorlesung sind gepostet. Das ist meine Morgenroutine um langsam wach zu werden. Fix geduscht und das letzte im Schrank verbliebene Outfit angezogen und zack, schon fragt Sandra, ob ich nicht mal zu meinem absoluten Lieblingskiosk gehen könnte. Ich schlender also im Halbschlaf um die Ecke, murmel die Einkaufsliste vor mich hin, die zugegeben nicht übermäßig innovativ war. Eier, Fresco und für Sandra das wichtigste - Zigaretten und Kaffee. Pura Vida eben ;)  Wie üblich schau ich auf dem Rückweg bei Britta vorbei und wo normalerweise alle vor dem Fernseher chillen, war heute bereits zu früher Stunde pure Aufregung zu verspüren. Die Gastmutti packte Sachen, wirbelte im Haus umher, telefonierte. Ob ich nicht Lust hätte, heute mit  dem Kayak zur Insel Chora zu fahren. Klar, wieso nicht. Wann gehts los? In 5 Minuten?! Oha, schnell nach Hause, eine Banane in mich reinschaufeln, den Rest in die Tupperdose, Bikini an, Kamera eingepackt, Sonnencreme nicht vergessen und ab dafür! Und das im Halbschlaf...
im Laufschritt ging es los zu den Kayaks. Warum genau so gestresst wurde, habe ich bis jetzt nicht ganz verstanden. Praktischerweise hat die Schwester der Gastmutti von Britta einen Kayakverleih. So waren wir super ausgerüstet, wenn auch 2 Personen mehr als ursprünglich geplant mitkamen. Das führte dazu, dass einer sich auf dem Surfbrett liegend von einem Kayak ziehen lassen musste und wir in unserem zu dritt saßen. Nach einer etwa 10 minütigen Fahrt bei knallender Sonne (toll, dass ich keine Zeit hatte, meine Sonnencreme schon vorher aufzutragen) kamen wir an der kleinen, momentan unbewohnten Insel in der Bucht vor Sámara an. Einst hatte hier ein verrückter Deutscher ein Häuschen und genoss die absolute Einsamkeit, die im Sonmer lediglich von einigen Touristengruppen gestört wird. Definitiv habe ich in meinem Leben noch nie so weißen Sand gesehen. Man wurde fast geblendet ohne Sonnenbrille (wo ist die eigentlich, frage ich mich gerade?!). Einige Beweisfotos durften auch nicht fehlen und auch das Frühstück galt es fix nachzuholen. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass dieser Ausflug keinesfalls der Entspannung diente. Die ganze Familie war involviert, auf Felsen herumzukrachseln und Muscheln zu sammeln, die heute Abend zu einer traditionellen Fischsuppe verarbeitet werden (Britta graut es schon). Also saßen wir alleine 3 Stunden lang auf einem winzigen Inselabschnitt fest, beobachteten Pelikane beim Fischen sowie riesige Anhäufungen von Einsiedlerkrebsen. Auch einige dekorative Steinchen und sonstige, undefinierbare vom Meer angespülte Kleinteile, waren vor uns nicht sicher. Die näherrückende schwarze Wolkenfront machte mir dennoch etwas Angst. Zu allem Glück begangen wir einen klassischen Fehler (wirklich lernbereit scheinen wir nicht zu sein). Einmal ganz entspannt mit der nassen Badehose ans Meer gesetzt und bei der erstbesten Welle ist man bis zum Bauchnabel voller kleiner Steine, oder wie ich es immer charmant ausdrücke: man hat die Buchse voll. Ich wurde immer nervöser, hatte ich doch noch die Worte von Hannah aus Garza im Hinterkopf, die um 13.45 vorbei kommen wollte, um das Ticket für Nicaragua zu kaufen. (Ein weiterer Fakt war, dass ich natürlich alle Nahrungsvorräte in den ersten 10 Minuten aufgegessen hatte...) Als wir die ersten Tropfen abbekamen, die ganz sicher nicht aus horizontaler Richtung kamen, hieß es in absoluter Blitzgeschwindigkeit Sachen einpacken! Notdürftig wurde von Hosen, Sonnencreme - und Brille bis über Kameras und rostigen Macheten alles auf verschiedenste Tüten aufgeteilt und möglichst sicher am Kayak angebracht. Leider hatte es die Familie von Britta nicht ganz so eilig und auch als wir schon anfingen zu zittern und meinten, wir würden morgen sicherlich krank sein, wurden wir nur herzhaft belächelt. Diese deutschen Weichwürste halt...
Die Wellen waren nun deutlich größer geworden und wie schwer es sein wird, das Kanu zu manövrieren, zeigte sich spätestens, als  wir es zu Wasser ließen. In einem perfekten 90 Grad Winkel zu meinen Beinen positioniert, entschied es sich spontan mal zum Rückzug und 80 Kilo knallten gegen meine sowieso schon demolierten Schienbeine. So weit, so gut. Aber als ich eine riesige Welle über die Tüte, in der sich meine heilige Kamera befand, schwappen sah, erlebte ich wohl die erste Nahtoderfahrung meines Lebens!!! Den Schock noch nicht verdaut ging es jetzt also los Richtung Heimat. Das Wasser war mittlerweile wärmer als die Lufttemperatur. Irgendwann erreichten wir mit ziemlich letzter Kraft trotz der Strömung das Ufer. Und mir wurde wieder einmal klar, dass ich nicht Lehrer werden will! Völlig ausgepowert und fertig, mit nassen Klamotten, verschmierten Augen und einem mehr als peinlichen Merchandise-Basecap blickte ich auf einmal in die Augen einiger Schüler, die am Ufer umhertollten und im Chor mit Engelsstimme "Hola Marie!" riefen. In diesen Momenten weiß ich nie, ob ich lachen oder weinen soll. Nach einer Strandwanderung, die wir nun auch im Laufschritt absolvierten, und der Überquerung des nun deutlich angestiegenen Flusses, auf dem man perfekt Wildwaterrafting hätte machen können, kam ich ENDLICH zuhause an. Jetzt ne warne Dusche, dachte ich.. Aber immerhin gab es "Wintersuppe à la Sandra", mit Kartoffeln, Reis, Nudeln und viel Maggi.

     Kayak-Power aktiviert!!!


Die mutige Britta mit den "Einsies" (Einsiedlerkrebse ;D).


Wunderschöne Natur <3

Die Wasserfälle zwischen Samara und Carillo! 

Wenn die Pelikane tief fliegen, kann das kein gutes Zeichen sein... 

Freitag, 10. Oktober 2014

Danke Danke Danke!

... für jetzt schon über 10 000 Seitenaufrufe! Irgendwie ist die Vorstellung schon ein wenig gruselig, nicht zu wissen, wer alles so meine Erlebnisse mitverfolgt. Meine besten Freunde sind es ja anscheinend eher nicht (einige fragen immer noch, was ich eigentlich hier mache und wie meine Familie so ist... :D). Aber für die erzähle ich ja gerne alles doppelt und dreifach. 
An dieser Stelle muss auch mal ein ganz dicker Knutsch an die gute Lotti gesendet werden, die mir hier endlich nach tausend Versuchen die erste Postkarte bescherrt hat, die nun meine neu eröffnete, aber noch ziemlich nackige Postkartenwand 2.0 ziert. Wenn die Ticos das Wort USA hören, geht eben doch einiges etwas leichter (Costa Rica ist sowas wie das Malle der Amis). 
Aber meine Freunde oberhalb Mexikos haben uns auch einige positive Aspekte bescherrt. So wird zum Beispiel mit Spannung das Halloweenfest in der Nacht des 31.10. erwartet und der kommunale Kostümwahnsinn hat schon begonnen. Auch staunten wir letztens in Nicoya nicht schlecht, als wir uns in einem Geschäft plötzlich zwischen Riesenweihnachtskugeln, strahlenden Santa's, Plastikweihnachtssternen und Rentieren wiederfanden. Vielleicht werden wir auf das Angebot nochmal zurückkommen, wenn wir besonders in der Vorweihnachtszeut Heimweh verspüren (ich hab da ja schon meine Befürchtungen...). Die ersten Geschenke habe ich auch schon in Planung, zugegeben, sie sind nicht übermäßig kreativ und erinnern stark an die vergangenen Jahre. Aber immerhin hat man hier ja auch noch ein paar Familienmitglieder mehr zu versorgen. 

Apropos Familienmitglieder... In letzter Zeit kommt es immer häufiger vor, dass ich in bestimmten Situationen etwas enttäuscht von Sandra bin. Sie scheint sich nur oberflächlich für meine Anliegen zu interessieren, schottet sich oft ab und nun ja, ist ab und zu schon ziemlich direkt in ihren Aussagen (gestern meinte sie knackenhart aus dem Kontext gerissen, ich wäre ganz schön dick geworden, danke auch...). Da sie nun schon fast 3 Wochen am Stück dauerkrank ist, sich aber auch nicht im Krankenhaus untersuchen lässt, fehlt ihr natürlich die Motivation und der ganz besondere Kick, der sie noch am Anfang zur besten Gastmutti der Welt machte. Versteht das nicht falsch, ich hab sie echt lieb und kann mit ihr auch über alles reden, aber sämtliche Ideen meinerseits, gemeinsam Zeit zu verbringen verpuffen angesichts von Kopfschmerzen, Müdigkeit und sonstigen Unwohlsein. Hauptsache der Fernseher läuft 24/7 und wird stets mit Spannung bis in die Nachtstunden verfolgt. Gestern wollten Nele und ich Sandra und ihrer Mutti, die vor einigen Tagen auch noch ganz begeistert erschienen, zeigen, wie man die guten deutschen Eierkuchen macht. Wir also alles eingekauft, sogar den guten importierten Apfel und Karamelcréme gabs dazu. Und wir warteten und warteten und warteten. Aber die Omi tauchte einfach nicht auf. Irgendwann mussten wir dann einfach anfangen, weil Nele mit ihrer Familie zum abendlichen Einkauf verabredet war. Wir starteten mit den Worten "Zum Kochen braucht man gute Musik!", gesagt, getan, der gute Mix, den wir nachmittags noch in der französischen Eisdiele gehört hatten, wurde bei Youtube gesucht und ab gings. Wir beide waren gut beschäftigt, die einzige, die immer wieder in ihrem Zimmer verschwand ohne einen Ton zu sagen, war Sandra. Als wir dann fertig waren und aufgrund des dezenten Zeitverzugs in Höchstgeschwindigkeit den ersten Eierkuchen verdrückten, wollte eine natürlich wieder nicht essen (ohne Spaß, ich mach mir langsam Sorgen, Sandra hat eine Essstörung. Sie wird gefühlt immer dünner und dünner...).  Man muss dazu sagen, dass wir vor den Eoerkuchen eigentlich gar keinen Hunger hatten, weil wir schon Eis in der Stadt genascht haben und die ganze Aktion mehr oder weniger nur für Sandra lief - das Gefühl, als ich heute morgen im Kühlschrank die Eierkuchen zählte und kein einziger fehlte, könnt ihr euch vielleicht vorstellen. 
So richtig sicher, ob ich mit Sandra mal darüber reden soll, bin ich mir nicht. Bisher dachte ich immer, das sei nur eine Phase und die würde mit verbessertem Gesundheitszustand ganz fix verschwinden. Außerdem macht sie das ja auch nicht mit böser Absicht, das ist hier einfach der Lifestyle. Ich hab schon so oft indirekt angemerkt, dass ich mir ein gemeinsames Abendessen wünschen würde, dass es zuhause eines der wichtigsten Rituale für mich ist und ich mich komisch dabei fühle, auf die Terasse "abgeschoben" alleine zu essen. Meinetwegen passe ich mich auch an ihre sehr ungewöhnlichen Zeiten an. 
Hm, ach so richtig weiß ich auch nicht, was ich machen soll. Ist alles ein bisschen schwierig momentan. 

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Die gute Kirschmarmelade von Oma - bestmöglicher Tagesabscuss

Aiaiai, gerade sehe ich in den Nachrichten, wie Menschen in anderen Teilen des Landes durch kniehohes Wasser stiefeln. Da hat es uns doch noch sehr gut getroffen. Wenn es hier regnet, weiß ich nie, ob ich mich freuen soll oder nicht. Einerseits ist die Region extrem abhängig von der Feuchtigkeit, die Bewohner Sámaras befürchten schon, ab Februar auf dem Trockenen zu sitzen, wenn nicht bald ein Wunder geschieht. Andererseits kann einem der Regen gerne mal einen ordentlichen Strich durch die Rechnung machen und dafür sorgen, dass man den ganzen Tag das Haus nicht verlässt. Ab und an kann das ganz entspannend sein. Aber gerade jetzt, wo wir zwei Wochen keinen Unterricht in der Schule haben, muss man sich schon sehr um Action bemühen. Es fällt mir echt unglaublich schwer, einfach so in den Tag reinzuleben, ohne Plan durch die Gegend zu laufen, 24 Stunden verstreichen zu lassen ohne wirklich etwas gemacht zu haben. Es fühlt sich ein bisschen an, wie wenn man sich nach 6 Wochen Sommerferien langsam denkt, jetzt würde ich doch schon mal gerne wieder eine Aufgabe haben.
Da hilft nur eins: Versuchen sich die Zeit zu vertreiben! Und das klappt zum Beispiel mit freundlicher Unterstützung des Busunternehmens Ticabus und dem Sámara-Carillo-Reisecenter sehr gut. Aufgrund verschlossener Türen, heruntergefahrener Computersysteme und horrenden Dollar-Colones-Wechselkursen werde ich morgen den vierten und hoffentlich letzten Versuch starten, mein Ticket nach Nicaragua zu erwerben. Aber hey, so haben wir gestern ein kleines Schmuckgeschäft kennengelernt, dass etwas versteckt wunderschöne Accesoires verkauft. Gestern haben wir handgemachte Strähnen geschossen *__* Einige wissen, dass ich schon längere Zeit überlegt hatte, mir eine Dreadlock mit Perlen zu machen. Jetzt hab ich vorerst eine tolle Alternative gefunden! 

Bin total gespannt, wie die aussieht, wenn sie eingeflochten wurde! (Foto folgt natürlich ;))


Meine erste selbstgemachte Tortilla! Kinderleicht dank einer fertigen Maismehlmischung und der geduldigen Anleitung von "Omi 3.0" (keine Sorge Drostenstraße 12 - natürlich keine Konkurrenz)


Eine weitere Premiere: Nach dem Joggen mit Nele am Strand. Im Regen ein echt schönes Erlebnis! (jaaa, was zu viel Freizeit aus Menschen machen kann..)


Momentan mein absoluter Traum: Vancouver! Dort soll die Reise ab Februar weitergehen (aber pssst, noch ist nichts sicher ;))


Alles, was von dem Abendbrot übrig geblieben ist! Oder wie Sandra sagen würde "¡Esa mermelada es mortal!"






Dienstag, 7. Oktober 2014

Ein Wochenende der Extreme

So liege ich also nach unserem kleinen Shoppingausflug überaus gesättigt in meinem Bett und finde endlich mal Zeit, das vergangene Wochenende Revue passieren zu lassen (nein, wir konnten bei dem unglaublich verlockenden Angebot in der Konditorei von Nicoya definitiv nicht nein sagen und haben uns mit Croisson- und Berlinerähnlichen Leckereien eingedeckt). Ganz wichtig dabei als kleine Selbsttherapie ist die Regel: Immer zwei Hände am iPod haben! Diese gefühlten 100 Mücken- und sonstigen Insektenstiche an den Füßen sind aber auch wie eine Foltermethode der Natur. 
Apropos Folter, na gut, dieses Wort wäre für die vergangenen 3 Tage sicher etwas übertrieben, aber unser langersehnter Besuch im Schildkrötencamp hatte es definitiv in sich. Mit großem Enthuasiasmus und bis zum Platzen gefüllten Rucksäcken starteten wir am Freitagmittag Richtung Buena Vista, einem eigentlich nur 4 Kilometer entfernten Strand. Wäre da nicht die etwas wilde Vegetation und ein kleines Flüsschen zu überqueren. Aber hey, Fahren auf geteerten Straßen kann ja nuk auch wirklich jeder. Uns jedenfalls entzückte die Vorstellung von unberührter Natur, bestechender Einfachheit und neuen Eindrücken. Letztere warteten zahlreich auf uns als wir gegen frühen Nachmittag endlich im Camp ankamen. Das erste, was auffiel war, dass unsere übersprudelnde Aufgeregtheit gepaart mit der Tatsache, dass Nele und ich nicht gerade unkommunikative Persönchen sind, zu einem 99%igen Sprachanteil in der Gruppe der dortigen Freiwilligen führte. So richtig die Party schien nicht abzugehen am Arsch der Welt. Hm, dann also die Zeit nutzen um die Unterkunft genauer zu inspizieren und die Betten zu beziehen. (ich hab mich schon wieder beim Kratzen erwischt) Der Anblick der Matratzen hätte entweder einem Horrorfilm oder einer wissenschaftlichen Abhandlung über die Verbreitungsgebiete von Milben entstammen können. Die zarte Grünfärbung und der süßliche Duft sprachen ihre eigene Sprache. Witzigerweise waren gerade keine Bettlaken parat. Warum auch, ist doch so viel kuscheliger. "Das Abendbrot ist tip top, es gibt nur einmal in der Woche Suppe, aber keine Sorge, das hatten wir schon einmal." war der Kommentar eines Freiwilligen zum Thema Essen. Ausnahmen bestätigen aber bekannterweise die Regel und so gab es die beiden nächsten Abende: Suppe! Ansonsten war das kulinarische Angebot aber unser geringstes Problem. Mit Spannung wurde der Schichtplan für die Nacht erwartet, denn gemäß der inneren Uhr der Schildis ist dies ihre aktivste Zeit. In der Hochsaison kommen sie zu hunderten an die Pazifikküste um an Land ihre Eier abzulegen, die nach ungefähr 45 Tagen zu kleinen, durchaus puschigen Miniexemplaren ihrer schwergewichtigen Eltern mutieren. Und anscheinend waren gerade in dieser Nacht die 45 Tage rum - Segen und Fluch zu gleich. Als wir nach 1,5 Stunden "Schlaf" mit unseren tierischen Mitbewohnern von einer anderen Freiwilligen geweckt wurden und sie uns zuflüsterte, das erste Nest sei gerade am schlüpfen, konnten wir unser Glück nicht fassen. Unsere 5-Stunden-Schicht traten wir in ultraheißer improvisierter Moskitoschutzkleidung an. In einen Eimer mit nassen Sand wurden die kleinen Schützlinge mit strahlenden Augen vorsichtig abgesetzt. "Ich fühle mich wie eine Mama" war mein verzückter Kommentar an dieser Stelle. Schnell noch die ersten 10 Kandidaten wiegen und messen, alles notieren und ab zum entsprechenden Strandabschnitt mit ihnen. Noch ganz verzaubert von den kleinen Panzern und knuffigen Füßchen, die wild in der Luft strampelten, kamen wir zurück zum Nistplatz. Wir konnten unseren Augen nicht trauen als uns auf einmal 99 Schildis zugleich anguckten und sich ungeduldig im viel zu kleinen Schutznetz tummelten. Uiuiui, da war die Mami aber fleißig. Also los, keine Zeit zum verschnaufen, gleiches Prozedere nochmal! Und nochmal, und nochmal und nochmal. Es wollte einfach kein Ende nehmen. Insgesamt schlüpften in unserer Schicht fast 500 Schildkröten in 8 Nestern. Völlig erschöpft und von den ausgedehnten Strandspaziergängen im Stechschritt durchaus etwas lediert, wussten Nele und ich nicht so recht, ob wir nun lachen oder weinen sollte. Genau erinnerten wir uns an die letzten Worte von Neles Gastmutti: "Wenn irgendwas ist, ruft mich an, ich hol euch da raus!"...
Aber aufgeben, nach nur einer Nacht? Wat is denn los mit uns?! Und auch diese Horrornacht nahm irgendwie ein Ende. Positive Nachricht des Tages: Die Bettlaken sind inzwischen aufgetaucht. Bett bezogen und 3, 2, 1, Tiefschlaf. Gott sei dank konnten wir kein Gramm Gehirnschmalz mehr dafür investieren, über ranzige Betten nachzudenken. Stattdessen verarbeiteten wir im Schlaf auf unterschiedliche Weise unser frisch gewonnenes Schildkrötentrauma. 
Der nächste Morgen begann mit einem Frühsport der besonderen Art. Immer dem netten, wenn auch ziemlich taffen spanischen Betreuer hinterher und ab zur 2-stündigen Strandsäuberung, VOR dem Frühstück. Irgendwann hatte er zum Glück ein wenig Mitleid mit uns - oder er sah die Bananen und Tortillas, die vermutlich wie Dollarzeichen in meinen Augen aufblitzten. Nach einigen Minuten Verschnaufpause am Esstisch folgten Reinigungsarbeiten am Haus und jemand hatte die ganz besonders schlaue Idee, die feuchten Matratzen im Sand zu trocknen. Die Sandflöhe jedenfalls freuten sich sehr über eine neue Heimat. 
Da das Freizeitangebot mitten im Nirgendwo sehr limitiert ist, blieb uns nichts als der Strand. Das Schwimmen gestaltete sich jedoch aufgrund der bis zu 2 Meter hohen Wellen und der extremen Strömung etwas schwieriger. Resultat war passives Rumliegen am Strand und ein Sonnenbrand, von dem ich auch heute noch was habe. In diesen Momenten der Ruhe wurde uns beiden ein für alle mal klar, was für ein verdammtes Glück wir mit unseren Gastfamilien in Sámara haben und wie privilegiert wir eigentlich leben. Wir hatten sogar schon etwas wie "Heimweh" nach Sámara - ein mega merkwürdiges Gefühl. Wenn man dachte, hier sei das Leben einfach, dann muss man sich für einige Tage in das Schildkrötenprojekt begeben und es wird einem wie Schuppen von den Augen fallen. Aber ja, genau dazu war dieses Wochenende gut! 

So unglaublich froh waren wir, als wir am Sonntag nach einer mehr als abenteuerlichen Überquerung (oder eher Durchquerung?) des bauchnabeltiefen Flusses zwischen Buena Vista und Sámara und einem gemütlichen einstündigen Barfußmarsch durch die Pampa vorbei an abgelegenen Anwesen von Lindsay Lohan und Mel Gibson unser Home Sweet Home erreichten. Die erste Pulperia war unsere! Oreokekse und Schokonusseis inklusive. 

An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an Nele, ohne die ich dieses Abenteuer nicht durchgestanden hätte! Wir können so stolz auf uns sein und haben definitiv eine Story mehr, über die wir lachen und die wir in 60 Jahren unseren Enkeln erzählen können! Darauf eine labbrige Eiswaffel! ;) 

Auch die Fotos entschädigen alles, seht selbst!


Sonnenuntergang in Buena Vista, Postkartenmotiv ohne Gleichen! 


<3 Einfach traumhaft!


Kleine Knuddelbacke! Danke, dass du jeden Scheiß mitmachst!


Das Schildkrötencamp, im Vordergrund seht ihr die Nestanlagen. 


Kleiner Fratz, irgendwie doch ein Wunder der Natur. Wir haben übrugens auch 3 ausgewachsene Schildkröten in den Nächten gesehen. Die eine konnte ich sogar anfassen!


Geschwisterliebe! 


Kein Kommentar! (Achtung Herpesalarm)



Schildi Nummer 499! :D


.. und auf dem Weg in die große weite Welt! 


Ab nach Hause! So weit wie uns die Füße tragen und immer der Nase nach. 


Doch wir sind nicht alleine: Links und rechts und über uns begleiten uns die Schreie der Brüllaffen. 


Der Morgen danach: Absolutes Gönnerfrühstück mit Vollkornbrot und Marmelade von der Oma aus Deutschland! Hab ich mal wieder gebraucht! (Auch die Hose hat was abbekommen, keine Sorge ;))



Das beste kommt zum Schluss: PAPA UND MAMA HABEN DEN FLUG GEBUCHT UND BESUCHEN MICH IM JANUAR!!! <3 Diese Woche starten die Planungen!















Donnerstag, 2. Oktober 2014

"El clasicó"

Der Klassiker, St. Pauli gegen den FCH, Bayern München gegen den BVB oder eben San José (Sarprissa) gegen Alajuela!
Seit 19 Spielminuten kommt Sandra aus dem Fingernägelknabbern nicht mehr raus. Ihre Tochter hat uns direkt aus dem Stadion angerufen, kaum ein Auto fährt mehr auf der Straße. Zu diesem Anlass werde ich meine heilige Schlafzeit um 45 Minuten verkürzen. Eines Tages fahren wir nach San José und gehen zu einem Spiel, jaja Sandra, tolle Idee, aber die Wortgruppe "eines Tages" habe ich leider schon oft gehört...

Heute nachmittag erreichte mich übrigens (zugegebenermaßen nicht 100% überraschend) ein Paket aus Rostock!!! Es war schon etwas mysteriös, dass ständig Fragen wie "Was vermisst du eigentlich am meisten?!" kamen und bei meinen Antworten "Ben&Jerry's Eis und deutsche Schokolade" eher Verzweiflung folgte. Auch als ich erzählte, dass der Papa von Nele nur 3€ für das Schicken eines SD-Karten-Adapters bezahlt hat, wusste man ziemlich genau über die Preise bescheid. Jaja, Fährstraße 20, ich kenn deine Einwohner gaaanz genau ;) Um die kleine Marie auszutricksen müsst ihr schon früher aufstehen. Aber trotzdem, ich habe mich unglaublich gefreut, besonders über das Vollkornbrot und die selbstgemachte Kirschmarmelade von Omi (ich bin sicher es war illegal die einzuführen ;)). Das Paket ziert jetzt mein Fensterbrett. Langsam aber sicher muss ich wohl anbauen. Es schleppt sich doch einiges zusammen, was man nicht wegschmeissen will. 

Nele und mich hat auf einen Schlag der ultimative Lernehrgeiz gepackt. Ok, als sie mir heute stolz präsentierte, was sie alles noch über eutrophe Seen und DNA-Translation aus den Abivorbereitungen weiß, schaltete ich kurz mal ab. Aber dafür studierten wir heute am Strand umso intensiver das Spanischvokabelbuch. Belohnt wurden wir (das bilde ich mir zumindest ein) mit einem tollen Foto von einem Brüllaffen, der sich spontan mal auf einem Stromkabel niedergelassen hatte. 

Alles in allem, toller Tag!