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Samstag, 13. Dezember 2014

Dringend notwendig: Dezember-Nachtrag

Irgendwie scheint es schwierig zu werden, meine lieben Hostelmitbewohner zu überzeugen, mit auf das Festival de la Luz zu begleiten. Die eine Hälfte ist mit ihren Smartphones beschäftigt, einige schlafen schon, viele sind nur für eine Nacht da - Laaangweiler. Wenn ich mir die Fotos aus den letzten Jahren angucke, dann bin ich trotzdem der Meinung, dass es es wert ist, weiter Mundpropaganda zu betreiben. Bis dahin verwende ich meine Zeit sinnvoll, um die Versäumnisse der letzten 2 Wochen ohne Eintrag aufzuholen. Zugegebenermassen ist in dem ganzen Trubel der Blog ziemlich in Vergessenheit geraten. Ich versuche trotzdem mal, mehr oder weniger lückenlos alles hier zusammenzutragen (auch wenn mich das knallige Blinken des Plastikweihnachtsbaums in meinem rechten Augenwinkel etwas ablenkt...).

Der Anfang sollte auch zugleich ein Ende sein. Am vorletzten Wochenende versammelten sich alle Freiwilligen (bis auf Phillip, der sich lieber ganz Pura Vida in der Weltgeschichte umhertreibt) im mittlerweile von mir als zweite Heimat lieb gewonnene "Surfer-Hippie-Town" an der schönen Pazifikküste, wie ich sie immer gerne kurz und knackig umschreibe. Dort stand ein echtes Highlight an: Der langersehnte Besuch bei "Luv Burger" (sprich Love-Burger, ich habe mit meinem Versuch, es spanisch auszusprechen anfänglich für einen echten Lacher gesorgt). Für alle von uns war das eine ganz neue Erfahrung. Vegane, ultra-öko Burger aus nem Ami-Schuppen - das soll schmecken?! Und ja, das hat es! Auch wenn der Preis von gut 8 Dollar für einen ziemlich übersichtlichen Burger ohne Beilagen schon heftig ist, aber hey, das ist Sámara. Gratis dazu gabs für mich jedoch einige Tränen und den witzigen Kommentar des Kellners (einem guten texanischen Bekannten von mir) "Ach, vielleicht hätte ich darauf hinweisen sollen, dass die Jalapeños es in sich haben.", danke auch!
Natürlich haben wir die letzte Nacht mit Jule und Fillipa nicht däumchendrehend zuhause verbracht. Oh nein! Es war "fiesta alemana" angesagt, und das nicht zu knapp. Das von mir angedachte Highlight, die Bratwurst vom deutschen Fleischer, stellte sich jedoch dank der Unfähigkeit des Grillmeisters als echte Enttäuschung heraus. Musste also auf leerem Magen zu Helene Fischer, Marteria und Co. abgegangen werden!
Der folgende Sonntag war nur noch als Strandtag zu gebrauchen. Und zwar einer der schönsten Sorte. Es war nicht zu heiss und nicht zu kalt, entspannte Musik klang aus Neles iPhone, wir machten ein Minütchen die Augen zu und schliefen so tief ein, dass wir erst pünktlich zum Bilderbuchsonnenuntergang wieder aufwachten. Ach, wie werde ich das vermissen!

Nach so einem Faulenzertag beisst mich schon immer ein klein wenig mein Gewissen. Schliesslich soll ab Ende Februar die Reise weitergehen, und bisher ist unklar, wohin genau und für wie lange. Ich vermisse Rostock und die Menschen echt ungemein, aber im Moment denke ich, dass es mich spätestens nach einigen Wochen wieder nach neuen Herausforderungen dürsten würde. Immer im Hinterkopf die Frage, wie oft man im Leben noch die Chance dazu hat, so etwas mitzumachen. Und den weisen Spruch von meinem Freund vor Augen: "Egal, was kommt. Mach einfach alles mit!". Auch aus den schlimmsten Erfahrungen kann man nur lernen. Und man wird denjenigen, die immer nur in ihrer kleinen Nussschale geblieben sind, immer einen Schritt voraus sein.
Montag hiess es also weiter: Hostels suchen und Bewerbungen schicken! Bisher bin ich mit 4 Hostels in Kontakt, aber der Kommunikationsfluss ist leider noch ziemlich stockend.

Die Schulwoche stellte sich als ziemlich entspannt heraus. Eben diese Zeit vor den Ferien, in denen die Tests schon gelaufen sind und man sich fragt, warum man überhaupt noch seine wertvolle Zeit im Klassenraum verschwendet. Als besonderes Special waren zwei Polizisten vom staatlichen Programm "D.A.R.E.", Teil der staatlichen Gewalt- und Drogenpräventionsreihe eine Woche mit vollem Engagement dabei, den Kleinen beginnend mit Trickfilmen im Kinderkarten bis hin zu anspruchsvollen Diskussionen über die Auswirkung vom Alkoholkonsum in den oberen Klassen, entsprechende Werte zu vermitteln. Wirkten die beiden "Hüter der Rechts" doch erst etwas reserviert, so stellten sie sich schon bald als echte Spassbomben heraus. Und als sie ihre strenge Uniform einmal abgelegt hatten, waren sie eben doch nur normale Männer, die abends mit einem Bier das drittletzte Sarprisa-Spiel der Saison verfolgen. Aprospos Sarprisa: unser favorisiertes Fussballteam ist diese Woche ganz knapp in das Finale der Wintersaison eingezogen. Jetzt wird nur noch gehofft, dass der Fussballgott auf unserer Seite ist!

Auch wenn es die übermässig lockere Grundstimmung schon vermuten lassen hat, dass Freitag ganz plötzlich und ohne Vorwarnung schon der letzte Schultag war, hat Nele und mich mehr als geschockt. Irgendwie hatten wir uns das alles ganz anders vorgestellt, wollten noch kleine Überraschungen für die Kinder vorbereiten und Gruppenfotos mit den Klassen machen. So sassen wir also in der Cafeteria, wie vor den Kopf gestossen von dieser nebenbei erwähnten Neuigkeit, und fühlten uns echt vor den Kopf gestossen. Schliesslich hatten wir noch so viele Ideen, was wir gerne mit den Kindern gemacht hätten, was wir bewegt hätten. Und gerade in den letzten Tagen und Wochen wurde das Verhältnis zu Lehrern und den Schützlingen immer offener. Bleibt uns nur noch das Schulfest am kommenden Montag und die Graduación der Sechstklässler, die ab März das College besuchen werden.
Da es umfangreiche Klassenfahrten wie bei uns in Deutschland hier auf den öffentlichen Schulen nicht gibt, fiebern alle den seltenen Ausflügen entgegen, die nur zu ganz besonderen Anlässen stattfinden. Und der Schulwechsel ist schliesslich so einer. Deshalb ging es für uns am Samstag mitsamt 20 Sechstklässler und ebenso vieler Omas, Eltern bzw. grossen Geschwistern und der gesamten Lehrerschaft zu einem Vergnügungspark kurz vor der Grenze nach Nicaragua. Busfahrt und Verpflegung wurden gespendet, sodass jeder nur etwa 8 Euro Eintritt zu zahlen hatte. Und die waren es wirklich wert! Der Park lag ganz in der Nähe eines Vulkans, sodass das heisse Wasser in verschiedene, liebevoll angelegte Thermalbäder weitergeleitet wurde. Bei "frostig kalten" 22 Grad Aussentemperatur war die Erkältungsgefahr natürlich vorprogrammiert. Seit zwei Tagen niese und huste ich mich nur noch durch die Weltgeschichte und habe mit meinem Taschentuchverbrauch wahrscheinlich schon drei Hektar Regenwald auf dem Gewissen.

Eigentlich hatte ich für diese Woche geplant, mal einen Gang runterzuschalten und die letzten Projekte auf Neles Must-Do-Liste Stück für Stück abzuarbeiten. Surfen gehen (der bisher einzige klägliche Versuch scheiterte an dem Angriff einer Qualle...), Fotoshooting am Strand ("wenn wir iiirgendwann mal schön braun und schlank sind"), Milchreiskochen mit der "Omi", etc. Gerade in den Wochenplanungen versunken, erreicht mich eine Nachricht von ebenbesagter Dame, ob ich nicht Lust hätte, mit zum Nationalpark Manuel Antonio zu kommen. Obwohl, eigentlich war es gar keine Frage, mehr pure Überredungskunst.
Über diese Reise schreib ich euch im nächsten Eintrag, da ich euch die entsprechenden Fotos und meinen Augen den dringend notwendigen Schlaf nicht vorenthalten will.

Geniesst die ersten Schneeflocken meine Lieben, und seid euch bewusst, dass ich schon ein bisschen neidisch bin! ♥

Montag, 1. Dezember 2014

Der Weihnachtscountdown startet

Oh mein Gott, was habe ich gerade für wundervolle Heimatgefühle. Nach langem Warten durfte ich endlich das erste Kalendertürchen aufmachen - Haribo Saft-Goldbären. Und das beste daran: Es gab nicht mal Streit mit Papa darum, wer schon wie viele Türchen geöffnet hat! 

Mit neuer Energie starte ich jetzt in die Woche. Heute abend werden weiter fleißig Bewerbungen geschrieben, um ab Februar in einem Hostel in Chile arbeiten zu können und mir so eine Verlängerung der Auslandsauszeit finanzieren zu können. Bin gespannt, ob ich heute nachmittag schon Antworten auf meine gestrigen Mails in meinem Postfach finde. 

Zum Abschluss noch ein Foto vom gestrigen Strandtag:


(Das Board ist mehr Deko als alles andere ;))



Freitag, 28. November 2014

Zimtsterne, heiße Liebe und Besuch aus dem hohen Nord

Endlich finde ich mal Zeit ein bisschen durchzuatmen. Früh ins Bett gehen und zu geregelten Zeiten Abendbrot zu essen. Irgendwie hat mir das in den letzten Tagen echt gefehlt. Eben habe ich den Fehler gemacht, ein kleines Gespräch mit Sandra anzufangen. Wie immer sprudelten die Gedanken nur so aus ihr heraus und um auch mal seinen Senf dazu zu geben, muss man sich durch ein aufgeplustertes Gesicht am besten in Kombination mit einem Fingerzeig rechtzeitig ankündigen. 

Heutiges Thema - zumindest das, was ich angefangen hatte - meine  neue Erkenntnisse über die Mentalität der Ticos und was mich daran stört. Alles fing an, als mir eine Argentinerin letzten Sonntag meine geflochtene Haarsträhne einsetzte. Bei all dem Rumgefumele und Löten am Hinterkopf hatten wir viel Zeit über ihre Erfahrungen mit den Landsleuten zu reden und da ich vorhabe, ein Studiensemester in Buenos Aires zu verbringen, interessierten mich natürlich besonders die Unterschiede zwischen Argentinien und Costa Rica. Sie drückte es so aus: "Die Menschen hier sind einfach irgendwie falsch. Den ganzen Tag laufen sie lachend in der Gegend umher und versuchen angestrengt ihr "Pura Vida"-Lebensgefühl zu verbreiten. Aber wenn du sie wirklich brauchst, sind sie plötzlich alle weg."  Ob ich es jetzt so extrem ausgedrückt hätte, weiß ich nicht. Aber meine Erfahrungen beschränken sich auch auf 3 Monate. Jetzt, wo mir die sprachliche Sicherheit langsam die Möglichkeit bietet, mich so zu zeigen, wie ich wirklich bin und selbstbewusster aufzutreten, bin ich auch schon das erste Mal mit einer Tica aneinandergeraten. Anstatt immer nur nett zu nicken und allem zuzustimmen, sage ich nun doch schon mal ganz gerne meine Meinung. Die aufgeladene Stimmung zwischen der 18-Jährigen Freundin von Sandras Ex-Mann, Meylin, explodierte gestern abend filmreif. Aber wie auch in Deutschland - man muss ja nicht jeden mögen und zumindest ich fühle mich erwachsen genug, ihr trotz gemeinsamer Freunde elegant aus dem Weg zu gehen. 

Als Sandra am Montag aus San José wiederkam, hatte sie zwei unerwartete Gäste im Gepäck. Felix und Pia, zwei Hamburger Nordlichter, die meine Ohren mit dialektfreiem Deutsch und meine Augen mit kleinen, aber feinen Gesten aus der Heimat wie dem Drehen von Zigaretten verwöhnten. Da fühlt man sich doch gleich ein bisschen mehr wie zuhause. Die beiden reisen seit August durch Pánama und nehmen unbezahlte Jobs gegen Kost und Logi an. Was sie so erzählt haben, hat mich hinsichtlich der Entscheidung, was ich nach Costa Rica machen werde, ziemlich inspiriert. Tag für Tag wird mir bewusster, dass Kanada wohl ein Traum bleiben wird, der nicht für immer platzt, aber wohl auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden muss. Warum gibt es nur so unglaublich viele Möglichkeiten und so viele faszinierende Regionen? Chile, Peru, Bolivien oder doch Brasilien? Zur Zeit sieht es aus, als würde auch Nele im Anschluss noch einige Zeit als Au-Pair in Spanien verbringen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Ich bin jedenfalls gespannt!

Drei Monate sind wir jetzt schon hier (fast zumindest). Das heißt aber auch: Der Weihnachtscountdown ist gestartet. In der Schule sind die letzten Tests geschrieben, denn, nicht vergessen, hier endet das Schuljahr im Dezember. Und wie auch in Deutschland beginnt jetzt das große HalliGalli. Es wird gebastelt, Weihnachtslieder gesungen, für den letzten Schultag und die Verabschiedung der Sechstklässler geprobt. Letztere machen regelmäßig Ausflüge, um die High-Schools in der Umgebung zu besichtigen. Vieles in dieser Zeit erinnert an die eigene Schulzeit. Gestern und heute haben wir das Verhalten im Notfall geübt, der allseits beliebte und heiß erwartete "Feueralarm", auch bekannt als: Chaosstifter und Schulausfall. Man muss schon ein bisschen schmunzeln, wenn, wie vom Bildungsministerium vorgeschrieben, Lehrer und Schüler auf dem Fußballplatz hocken, die Hände auf dem Kopf verschränkt im Falle herunterfallender Gegenstände. 

Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass ich morgen früh um 8 Uhr zum Yoga gehen will. Wer weiß, ob ich mich danach wieder entknoten kann, um zum Skype-Telefonat mit den Supereltern und "Omi Homi" anzurücken. ;)

Jetzt gibt es Eierkuchen, Achtung jetzt kommts: Made by Sandra (hab ich ihr gut beigebracht ;)) und dazu einen "Heiße Liebe"-Tee von Teekanne, gesponsort von der liebsten Tica-Nele der Welt <3 Lecker schmecker würde ich mal sagen! 


Sonntag, 23. November 2014

3 Tage Füße hoch

Zuerst sei gesagt, dass dieser Blogeintrag vor allem meiner Mama gewidmet wird, die aus dem kalten Deutschland nach einer aktuellen Berichterstattung gefordert hat und mich diesbezüglich immer ganz schön in Schacht hält. Liebe Grüße auch nach Berlin zu meinem Freund Carl-Conrad Hübner, der sich wie ein kleines bockiges Mädchen beschwert hat, nie erwähnt zu werden. ;) 

Sandra ist seit Dienstag in San José, um ihrer Tochter beizustehen, für die die ganze Aufregung um die Schwangerschaft etwas zu viel ist. Einerseits ist es schon ein komisches Gefühl,  abends nach Hause zu kommen und niemanden zum reden zu haben, war es doch in Deutschland immer ein festes Ritual, am Abendbrotstisch über die täglichen Erlebnisse und Gott und die Welt zu philosophieren (ich habe daraus gelernt, dass ich definitiv ein WG-Typ bin). Auch bringt so ein Haus ganz schön viel Arbeit mit sich. Mein Auslandsaufenthalt stellt sich mehr und mehr nicht nur als "Schritt in die Selbstständigkeit" dar, sondern als regelrechtes Ausbildungslager zum Hausfrauendarsein. Natürlich passieren dabei auch immer wieder kleinere Missgeschicke, aber es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Ein Vorteil des Daseins als "Frau des Hauses" ist aber, dass ich einkaufen und kochen kann, worauf ich Lust habe. So gibt es statt Pinto, Pinto, Pinto auch mal Nudeln mit Pesto oder Pfannkuchen mit selbstgemachtem Apfelmus <3 Außerdem taut mein Gastbruder José laaaangsam auf und teilt seinen tiefschwarzen Humor mit mir. Liebevoll ist er sehr bemüht, mir ab und an eine beeindruckende Darbietung der Kochkünste zu ermöglichen. Dann wird Reis statt wie normal mit Zwiebelstückchen, Gewürzen und Öl einfach mal mit ganzen Knoblauchknollen verfeinert. Eben kräftig deftig ;)
Langweilig lass ich es abends auch nicht werden. Am Dienstag lernte ich, wie man Nachos mit Guacamole macht (neuer Lieblingssnack!!!). Am Mittwoch bekam ich Besuch von meiner besseren Hälfte Nele, und nach einem leider kläglich gescheiterten Versuch, uns selbst mit Dread-Locks zu verschönern (das sah bei Youtube doch so einfach aus...), trösteten wir uns mit meinem Zauberpesto à la Frische Bar. Donnerstag ging es denn auch schon zum Zumba/Booty Workout. Selbstverständlich alles im Rahmen unserer mehr oder weniger taughen Diät, die ich zugegebenermaßen in letzzer Zeit öfter mal missachtet habe. Trotz der angenehmen Abkühlung des gerade tobenden Monsums, brachte uns der dunkelhäutige Trainer, der laut Georgia "besser mit seinem Hintern wackeln kann als so einige weibliche Teilnehmerinnen" (so genau habe ich das ehrlichgesagt nicht analysiert), ordentlich ins schwitzen. Der Kurs war laut Trainer mit insgesamt 19 Fitnessgurus so gut gefüllt wie lange nicht mehr. Von jung bis alt, männlich und weiblich, dick und dünn war alles dabei. Und so war es auch gar nicht mehr so peinlich, wenn wir in der ersten Reihe mal nicht so schnell mitkamen. Zugegebenermaßen wurden die abtrainierten Kalorien nachts schnell wieder mit einem halben Kinder Bueno angefuttert, aber den konnte ich wenigstens mit gutem Gewissen vernaschen. 
Schon war das Ende der Woche auch schon wieder schneller gekommen als man Oberweserdampfschifffahrtsgesellschaftskapitän sagen kann. Freitag war für uns endlich mal seinen Namen wert und wir hatten Gelegenheit, die Füße am Strand in Carillo mal wieder richtig hoch zu legen. Ausschlafen war leider trotzdem nicht angesagt, denn die Tanzgruppe hatte sich zu um 7 Uhr verabredet, kleine Gebäcke für den Verkauf und das Eintreiben von Geld zu backen. Allein die Teigherstellung schien so eine Wissenschaft zu sein, dass wir um 10 und nach Einholung hunderter "Experten"-Meinungen immer noch am kneten waren. Ich war froh, als endlich Nele kam und wir uns auf die Sattel schwingen konnten. Es ging für 2,5 Stunden nach Carillo. Und als wir mit dem Fahrrad schwitzend zurückradelten, hatte sich unsere Hautfarbe bereits dezent verändert. 
So durfte ich mir beim abendlichen Ausflug zum Filmabend des Zumbalehrers einige Male die Frage gefallen lassen, ob ich mich nicht etwas verbrannt hätte. Der letzte Tag der Arbeitswoche endete mit einigen unterhaltsamen Szenen "Django Unchained", auch wenn ich mich spätestens um 23 Uhr nur noch an meine n Energydrink klammerte. Spontan lud "Popoking" Ridley dann noch die gesamte Truppe auf eine Flasche Wein in seinem Restaurant ein. Es wurde noch ein langer Abend. An einem Tisch mit  Schweden, Finnen, Amerikanern und einem gebürtigen Haitianer. War mal wieder toll, so viele neue Leute auf einen Haufen kennenzulernen und echt intelligente Gespräche zu führen. Ichhoffe es gilt auch hier, man sieht sich irgendwie immer zwei Mal im Leben.
Weder die fluffige Melonencrème, die mir eine Tica-Freundin geschenkt hat, noch meine erlesene After-Sol-Lotion von Ives Rocher konnten verhindern, dass ich auch am nächsten Tag noch in perfekter Krebs-Manier zusammen mit Betreuerin Angie und Georgia nach Garza zu den anderen Freiwilligen fahren musste. Dort wartete schon ein duftender Grill auf uns. Im Gepäck hatten wir zudem 10, von mir leider nur mäßig gut ausgewählte Avokados (jeder Profi darf sich auch mal vergreifen), die zu - na was glaubt ihr wohl - Guacamole verarbeitet wurden!!! Während uns schon das Wasser im Mund zusammenlief, bekamen wir von Angie einen ersten Einblick in die zukünftig ankommenden Freiwilligen. Leider werde ich nur noch Neles Nachfolgerin kennenlernen. Phillip, unser Quotenösterreicher und seit Neuestem Costa-Rica-Tourer, war von seiner Reise leider so erschöpft, dass er sich nicht mehr richtig von uns verabschieden konnte. Seine herrliche Aussprache spanischer Wörter wird mir trotudem immer in Erinnerung bleiben. 
Da die Busverbindung von Garza zurück nach Samara eher schwierig ist, entschieden sich Georgia und ich zwangsweise zum Trampen. Obwohl wir mittlerweile eigentlich dachten, uns kann dabei nichts mehr schocken, gab es wieder einmal eine neue Erfahrung. Wir erwischten ein Werbeauto, dass mitsamt eingebauter Lautsprecher ein Dorf nach dem nächsten beschallt und in einer immer wiederkehrenden Tonfolge für eine Karaokeparty am Abend wirbt. Georgia und ich konnten uns nicht mehr einkriegen, und es war ein Wunder, dass wir schlussendlich ohne Tinitus hier ankamen.
Heute lasse ich es ruhig angehen, habe das erste Mal mit meiner besten Freundin Lotti geskyped und werd mich gleich am Strand Richtung Strand begeben, um meine Haarsträhne endlich reinmachen zu lassen!



Montag, 17. November 2014

Fotoparty!!!

Was hab ich euch lange warten lassen... Dafür gibt es jetzt, ganz exklusiv und nur für euch, ein buntes Fotomischmasch mit Impressionen aus Nicaragua, San José, dem gestrigen Abend und natürlich darf auch obgligatorisches Feierfoto von Nelchen und mir nicht fehlen ;)

Erster Streich - Ankunft in San José und einmalig delikater Frozen Yoghurt!

Wir im Hostel, wie man sieht trägt man diesen Sommer bei frostigen 25 Grad in der Hauptstadt bevorzugt gemusterte Schlabberhosen.


Von unten nach oben: edel, edeler, am edelsten!!!


Zweiter Streich - Granada 

Mein Lieblingsfoto vor einer der ältesten Kirchen der Stadt. 


Trotzdem wagten wir uns auf den, doch schon etwas labilen, Turm und wurden mit diesem Ausblick belohnt.


Als Souvenir fangen wir uns gleich mal die nicaragische Vogelgrippe ein. ;)


Unser Kutschfahrer zeigt uns den großen Friedhof. Hier gibt es hunderte dieser beeindruckenden Grabstätten. Hier das eines früheren Präsidenten. 


Ein Blick hinein in die meist offenen Manufakturen lohnt sich in jedem Fall. Hier gibt eine Hilfsorganisation jugendlichen Obdachlosen die Chance, mit der traditionellen Herstellung von Hängematten ein besseres Leben finanzieren zu können.


Abseits der Touristenpfade gibt es vor allem eins: extreme Armut und Einfachheit. 


Dank Neles Fotokünsten entstand dieses tolle Bild von der Hauptkathedrale. Fast jeden Abend konnten wir das Postkartenmotiv schlechthin samt Sonnenuntergang von unserer Dachterasse genießen.


Der Hotelpool, der hier auf dem Bild mangels Sonne leider nicht ganz so schön erscheint wie in Wirklichkeit.


Trotz allem mein Lieblingsplatz im Innenhof des Hotels. 


Links im Bild wird gerade letzte Hand an meiner Ledertasche angelegt. Von den Nähkünsten der Männer hier können sich die deutschen einiges abschneiden.


Dritter Streich - Ausflüge nach Massaya und zur Laguna de Apoyo

Ausgediente amerikanische Schulbusse haben hier noch einen Verwendungszweck. 


Berindruckende Bilder vom öffentlichen Wochenmarkt in Massaya. Hier weht ein anderer Wind als im aufgeräumten Granada. 


Nele, Jule und Fillipa alias Phylis beim Abkühlen im Vulkansee, aber Achtung, das Highlight des Tages folgt noch!


Der legendäre "Grüne Salat" in dem Restaurant, in dem es uns selbst Schade um die veratmete Luft war.


Vierter Streich - Abschied und Grenzüberquerung 

Ein letzter Spaziergang mit dem schweren Reisegepäck und Blick auf den Mombacho Vulkan im Hintergrund. 

Für 20 Minuten im Traumland! Der Duty Free Shop an der Grenze zu Costa Rica *___*


Ganz "Nein" sagen konnten wir bei diesem Anblick trotz ziemlich geplünderter Reisekasse doch nicht...


Fünfter Streich - die Tage danach

Ergebnis der fleißigen Kunden und unserer Tätigkeit als Barkeeperinnen im Salon.


Life is a Party - und deswegen ging es am Freitagabend nach getaner Arbeit wieder auf die Piste! Mit am Start: Gute Laune!!! 























3, 2, 1 - Revivaltag!

Ohja. gestern war wahrhaftig eiber der Tage im Leben, an den man in Nostalgie versinkt.
Es gab nicht nur Obstsalat vom Vortag "aus Früchten der Region" (Ananas, Melone, Banane, Orange...) oder die vielen schönen Fotos aus Nicaragua zu bestaunen, sondern wir hatten die große Ehre, bei einem Event in Torito als Barkeeperinnen zu arbeiten. Hach, was kommen da für Erinnerungen an Bier-Anzapfen, gut angedüdelte Gäste, anstrengende Happy Hours und schlaflose Nächte wieder hoch. Auch wenn das Umfeld doch ein ganz anderes war und statt 50 Cocktails nur Bier, Cola und Limonade im Angebot war, so blieb das Prinzip doch im Grunde das Gleiche: Es wurde gebechert bis zum Umfallen. Nele und ich waren froh, dass uns die gefließte Bar und eine Gittertür von den Feierwütigen trennte, so unangenehm waren zum Teil die ständigen Aufforderungen zum Tanzen (Gott sei dank bin ich nicht blond und bekomme nicht ganz so viel Aufmerksamkeit ab!!!). Als ein grauhaariger, gut 50-jähriger plötzlich anfing, Kopfstand und andere Stunts zu machen und die nur zufällig vorbeischauende Kirchenmaus des Dorfes zu einem schwungvollen Salsa-Tänzchen aufgefordert wurde, gab es für uns schlussendlich doch noch was zu lachen. Trotzdem, diese Erfahrung reicht einmal im Leben und mit den üppigen Einnahmen von umgerechnet rund 300 Euro für die Gemeinde haben wir unser gutes Gewissen auch erstmal wieder auf bestimmte Zeit gesichert.


Donnerstag, 13. November 2014

Gourmetmenü in Matapalo

So meine besten, da ich mich gerade erfolgreich selbst ausgesperrt habe, weil ich beim 10-minütigen Waschen meiner Bikinis nicht damit rechnete, dass Sandra mal spontan das Haus verlässt und die Tür schließt, nutze ich die Zeit sinnvoll und starte ein kleines Costa Rica-Update.
Nele und Georgia sind immer noch in Panama, genauergesagt im karibischen Paradis Bocas del Tore, das laut ihrer Aussage echt ein Traum sein soll. Auch ich werde im Februar wahrscheinlich nochmal in den Genuss der Inselgruppe kommen, wenn ich zwecks des Visums ein zweites Mal meine zweite Heimat verlassen muss. Die Abwesenheit meiner beiden "Muchachas locas" hat zwei wesentliche Konsequenzen: In der Schule fehlt die tatkräftige Unterstützung merklich an allen Ecken und Enden und so rotiere ich zur Zeit zwischen Computerkurs, Prof. Allen und Küche und versuche, überall mit anzupacken. Wenn die Kinder einen in Schacht halten, bemerkt man die Erschöpfung erst gar nicht. Aber in Momenten der Ruhe, wie vorgestern, als ich mit den Kindern einen wenig spannenden, 70-minütigen Film über die Lebensgeschichte von Jesus gucken musste, der dann auch noch ständig hackt, fallen einem schon das eine oder andere Mal die Augen zu. Plötzlich merkt man, dass der bärtige Typ, der eben doch noch ein kleiner Drops in der Krippe war, schon am Kreuz hängt und man von den Ereignissen dazwischen irgendwie wenig mitgekriegt hat. Kurzer Blick nach rechts zur Relilehrerin. Puh, Glück gehabt, ihre Augen leuchten so vor Begeisterung, dass sie von meiner kleinen Pause nichts mitgekriegt hat. Die andere Konsequenz davon, die einzige Freiwillige hier zu sein, ist aber natürlich auch, dass man sich unso mehr bemühen muss, damit man immer gut beschäftigt ist und einem an den Nachmittagen und Abenden nicht die Decke auf den Kopf fällt. Aber bisher konnte ich dieses Problem ganz gut umgehen, sei es mit stundenlangen Schnatterstunden mit Sandra über das Topthema der Woche - die Berliner Mauer und das Leben in Ost und West, dem Vorbereiten von Dokumenten für die Bewerbung auf das kanadische Arbeitsvisum, Spaziergängen am Strand oder wie heute, Besorgungen im Zentrum. In meinem absoluten Lieblingsgeschäft, Sámara Organics, entdecke ich immer neue wundersame, aber zugleich faszinierende Produkte. Ein wahrer Lusttempel für etwas alternativ angehauchte Vegetarier und Gourmetexperten. Bevor ich das nächste Mal zuschlagen kann und mir mal wieder so richtig was gönne, muss aber erstmal das Geld ein bisschen zusammengehalten werden. Ich habe mein selbstgesetztes Reisebudget in Nicaragua bis auf den letzten Cent ausgegeben und ein ordentliches Loch in mein Konto gerissen. Auch das ist eine Sache, die ich den Ticos erst beibringen muss, nicht alle Ausländer können automatisch ihr Geld ohne Nachzudenken zum Fenster rauswerfen. Ob ich da für alle spreche, weiß ich nicht, aber ich denke trotz allem Gönnertums schon darüber nach, ob mir ein Cocktail am Strand oder ein paar Kugeln Eis in Deutschland genauso viel Wert wären. Von der Organisation kam der Richtwert, man solle etwa mit 50 Euro Taschengeld pro Woche rechnen. Und ja, ich denke das ist realistisch. Es gibt Tage, da sind größere Investitionen wie ein Fahrrad, eine kurze Hose, etc. fällig. Aber dann stellt sich für die nächsten Tage automatisch ein Limit ein und bei kleinem Hunger wird eben eher zur Banane statt zu den Keksen gegriffen (ist ja eh viel gesünder ;)). 
Hab ich euch eigentlich schon von der Sensation der Woche berichtet? Sol, die Tochter von Sandra ist schwanger!!! Sprich Sandra wird das erste Mal Oma und ich darf mich mehr oder weniger Tante nennen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr alle aus dem Häuschen sind. Sol hatte anfangs noch Zweifel, hat sich aber mitlerweile mit der Situation abgefunden und meint in ihrem Facebookpost "Wenn Gott diesen Moment ausgewählt hat, wird es der richtige sein". 
Aprospos schwanger, da auch ich zwischenzeitlich schon aussah wie im 2. oder 3. Monat habe ich endlich die Notbremse gezogen und will mich ernährungstechnisch deutlich zum Positiven wenden. Die Diät besteht jedoch weniger aus Verzicht als aus der Veränderung von Essgewohnheiten. Ich esse viel langsamer, in der Hoffnung, dann früher satt zu sein, ich trinke mindestens 3 Liter am Tag (und zwar fast ausschließlich mein selbstgemachtes Limonen-Fresco), statt Keksen greife ich bei Hunger zu Reis oder Obst und gesündigt wird nur noch, wenn es die äußeren Umstände nicht anders zulassen. So wie gestern, als die Direktorin nach dem Mittag auf einmal mit Milchreis und Cola um die Ecke kam, wer kann und will da schon nein sagen?!

Jetzt aber folgt der Teil des Tages, auf den ich mich schon lange gefreut habe! Es wird gekocht! Penne à la Marie mit Spinat-Basilikum-Pesto in einer cremigen Soße <3 Yummy yummy yummy, i've got love in my tummy!

Dienstag, 11. November 2014

Letzte Urlaubstage und Rückkehr in die Heimat

Am Freitag, dem vorerst letzten Urlaubstag, konnte ich endlich wieder voll mitmischen. Heißt aber auch, dass sämtliche Nicaragua-Must-Do's innerhalb von 24 Stunden nachgeholt werden mussten!! Zack, zack die letzten Fotos geschossen, die Kauflust mit einer kamelfarbenden Ledertasche (<3) befriedigt und Postkarten im Massenverfahren geschrieben. Gegen 10  ging es mit dem uns schon bekannten Bus zur Lagune de Apoyo, ein Vulkansee, der das Canopy in der demokratischen Abstimmung ausgestochen hat. Im Taxi, dass uns die letzten 9 Kilometer von der Autobahn zum See bringen sollte, taten wir uns zunächst mit der perfekt ausgeklügelten Sitzordnung schwer, die wir eigentlich schon desöfteren geprobt hatten. 5 Personen plus Taxifahrer in einem Auto, heißt 2 schlanke sitzen vorne nebeneinander, ein Bein auf dem anderen und wenn erstmal die Tür zugeht, ist die größte Hürde genommen. Dieses Mal jedoch, saßen wir halb auf dem Schaltknüppel, ob das jetzt an dem üppigen Tagesmenü lag oder hoffentlich an dem zu schmalen Auto, bleibt ein Geheimnis. Ich jedenfalls habe mich entschieden, eine kleine Diät einzulegen, als ich die Fotos vom Urlaub gesehen habe. Und der erste Tag war bisher auch ganz erfolgreich ;).
Die Lagune war ein erfrischendes Badeerlebnis, wenn mir auch 2 Stunden insgesamt gereicht haben. Verrückt war, dass alle Einheimischen sowie selbsternannte Lagunen-Kenner ganz einfach mit ihrer Alltagskleidung in dem See badeten. So war man mit Bikini schon fast etwas besonderes, aber beim nächsten Mal wissen wir's besser. 
Die größte Katastrophe des Tages, und im Urlaub das einzige Mal mit dem Prädikat "#nichtsrichtiggemacht" versehen, war das ausgewählte Restaurant. Der Optik entsprechend waren die Erwartungen nicht hoch. Aber der "grüne Salat", der aus Kohl, gammeligen Tomaten, ungenießbaren Pommes und salzigem Fetakäse bestand, und nichts, aber wirklich nichts mit seiner Beschreibung zu tun hatte, schoss wirklich den Vogel ab. Die Hunde, die sich um sich herum versammelten und mich fröhlich stimmten, in eine 140-Euro-Tollwutimpfung investiert zu haben, erahnten sicher schon, dass bei uns einige Reste übrig bleiben werden. Zwischenzeitlich hatten wir den Plan, ohne zu bezahlen wegzulaufen. Dieses unverschämte Menü hatte definitiv keinen Cent verdient. Dann hat aber natürlich wie immer die gute Erziehung und das schlechte Gewissen gesiegt. Wenigstens konnten wir noch das beste aus dem Essen machen, indem wir einem abgemagertes 8-jähriges Mädchen Pommes und Salat überließen. Definitiv ein Gänsehautmoment, der uns lange im Gedächtnis bleiben und hoffentlich beeinflussen wird, wenn wir zukünftig sorglos mit Essensresten umgehen. Die Kleine verschlung wild durcheinander die ihr überlassenen Lebensmittel. Mit den Händen schaufelte sie, die Augen am leuchten als wäre sie gerade im Himmel. Die Lehre mal wieder: Nehme das, was du brauchst, aber gebe, womit du andere glücklicher machen kannst als dich. 
Das sollte nicht die letzte extreme Erfahrung sein. Im Bus zurück aus Granada musste ich meiner Sitznachbarin helfen, ihre Ausreisedokumente auszufüllen. Den Grund dafür sagte sie nicht, aber meine Vorahnung bestätigte sich, als sie peinlich gerührt ihre Unterschrift unter die Zollerklärung setzen musste - sie war Analphabetin. 
Nicaragua hat mich auf jeden Fall ein großes Stück weitergebracht, auf der langen Suche nach dem, was im Leben erstrebsam ist. Es hat viel mehr geboten, als nur prachtvolle Kirchen und bunten Häuschen und ich bereue keine Sekunde, dass ich mich dazu hab überredenlasssn, mitzukommen.  
Mit einem dementsprechend breitem Dauergrinsen fuhr ich am Samstag mit 2 von 4 Mitreisenden über Liberia und Nicoya nach Hause. Vorbei an Melonenplantagen, die Musik auf den Lippen und den Fahrtwind im Gesicht. 

Donnerstag, 6. November 2014

Zwischen Markttrubel und Fieberschüben

So meine Lieben, während die Muchachas gerade wieder von unserer Privatkutsche abgeholt wurden und sich auf den Weg zur Bootstour auf dem großen See machen, liege ich hier im Bett und schwitze mir die Seele aus dem Leib. Der ganze Spaß hatte schon vor 2-3 Tagen mit Appetitlosigkeit, Erschöpfung und Schnupfen angefangen. Und mal ehrlich, eine Marie, die zum Abendbrot im Restaurant nur eine Vorspeise bestellt und kommentarlos hinter der Gruppe hertrottet - da stimmt irgendwas nicht! Das Fieberthermometer heute morgen bestätigte meine schlimmste Vermutung: 38,9 Grad zeigte es an. Nun heißt es wiedermal: Trinken, trinken, trinken und dem Körper Ruhe gönnen. Ich bin froh, schon einiges von Granada gesehen zu haben. Auch ein paar kleine Souvenirs (ein Gruppenerinnerungsarmband, ein Fußkettchen, die dringend notwendigen neuen Stoffschuhe und ein Sparschwein für Sandra, um es im Kiosk für den Tag der Kinder im Dezember aufzustellen). Zufrieden bin ich mit meiner Ausbeute aber noch lange nicht. Verzückt hat mich insbesondere ein Ledergeschäft mit dem Namen "Soy Nica" (ich bin nicaragisch???). Die Preise dort sind leider ziemlich vergleichbar mit denen bei uns. Eine größere Ledertasche kostet 89$. Auch zum Postkartenladen, an dem wir schon so oft vorbeigelaufen sind, habe ich es bisher noch nicht geschafft. Morgen wird also nochmal viel zu tun sein! 
Gestern waren wir auf einem Handwerksmarkt im etwa 40 km entfernten Massaya. Dort gab es neben sehr viel Ramsch auch 500 Kg Kochbananen zu erwerben. Wie auf einem indischen Basar kam sich Nele vor. Der Markt war unterteilt in einen touristischen Teil mit dreifachen Preisen und den typischen Souvenirs: Lederportemonaies, die noch nie eine Tierhaut gesehen haben, kitschige Wandbilder, die mehr gedruckt als gemalt waren und Flor de Caña, der klassische Rum in Nicaragua. Für mich mit meinem doch ziemlich eingeschränkten Orientierungssinn taten sich in den unendlichen Hallen ständig neue Wege auf. Es ging zum Teil durch kleine Gässchen, die links und rechts von gaffenden Handwerkern gesäumt wurden, vorbei an abgemagerten Hunden, über Müllberge. Auch wenn die anderen ein wenig geschockt waren, das ist Nicaragua! Für mich bot der gestrige Tag zum Teil viel intensivere Eindrücke vom costaricanischen Nachbarstaat als das herausgeputzte Zeugnis spanischer Einflüsse, in dem sich unser Hotel befindet. Hier verfügt jedes Haus über einen sogenannten Patio - einen meist prachtvollen Hof, in dem auch im Mittelmeerraum nach Schatten gesucht wird. Die Gebäude sind so europäisch, dass man beim Blick aus dem Fenster meinen könnte, man befinde sich in der Toskana. Viel beeindruckender jedoch, ist ein Blick über den Tellerrand. Etwa wenn der Bus auf dem Weg zwischen zwei Touristenattraktionen an einfachen Hütten vorbeifährt oder man durch die meist vergitterten Türen Gerber bei ihrer Arbeit erspähen kann. 
Ich hoffe, ich bin heute nachmittag so fit, dass ich wenigstens einmal das Hotel verlassen kann. Morgen ist schließlich schon der letzte Tag unserer Reise, den wir mit einem Ausflug zur nahegelegenen Laguna de Apoyo verbringen wollen. Canopy, Nele und mein eigentliches Reisehighlight wurde von 3 Mitreisenden eher wenig begeistert angenommen. Aber vielleicht ist es besser so, weil das hätte ich meinem Körper nicht zugetraut.

Und jetzt ist erstmal wieder Schluss, noch eine kleine Packung Kekse essen und dann fallen die Augen wieder zu. 

Mittwoch, 5. November 2014

24 Stunden im Traumland

Heute also haben wir nachdem wir gestern 10 Stunden im Bus geschmorrt haben und ich danach weder Gesäß noch Rücken spüren konnte, das erste Mal Nicaragua im Hellen gesehen. 
Kleine Kulturschocks von stichprobenartigen Gesundheitstests - durchgeführt von durcheinanderschwirrenden Menschen mit Mundschutz und voller Krankenhausmontur in einer orangen Garage mit Neonröhren - oder auch die Überquerung eines "Nirvanas", der rechtsfreien Zone zwischen beiden Nachbarländern zu Fuß, gerieten heute glücklicherweise schnell in Vergessenheit.  Einmal in Granada angekommen, verzückte es uns von der ersten Minute an mit den kleinen Gässchen und bunten Kollonialhäusern. Alle unsere Fotos, die bei Facebook, Instagram und Twitter mit der Webgemeinde geteilt wurden, betitelten wir fortan nur noch mit "#Allesrichtiggemacht" (die ältere Generation befragt bitte Google über die Bedeutung dieser mysteriösen Raute). Das Hotel "La Pergola" liegt eine Straße von der Schlemmermeile entfernt. Und ja, es ist ein Hotel, kein Hostel. Für umgerechnet gerade mal 14 Euro die Nacht haben wir uns richtig was gegönnt. Wie ungewöhnt es einfach mal ist, wenn Putzfrauen dein Bett machen und du nach dem kurzen Planschen im Pool eine warme Dusche nehmen kannst. Das Frühstück bekommt man an den Tisch gebracht und der Sonnenuntergang kann von der Terasse mit Blick über die Dächer Granadas genossen werden. Gönnen, das war sowieso das Stichwort Nummer eins dieses Tages. 
Guckt euch einfach mal die Preisunterschiede an:

Zwei große Kugeln Vanilla-Cookie und Schoko-Karamell-Erdnuss (ich hätte nicht gedacht, das jemals zu sagen, aber Ben&Jerrys hat ernsthafte Konkurrenz) in Nicaragua für 0,80 ct. 
vs. 
Zwei einfachere, wenn auch leckere Sorten in Sámara für heftige 3 Euro. 

Auch sind wir einfach mal den ganzen Nachmittag mit einer privaten Kutsche über die alterwürdigen Straßen dieses schönen Fleckchens Erde gerollt und haben pro Person gerade mal 2,50 Euro bezahlt. Dazu gab es alle paar Meter interessante Infos zu Granada, ein reiner Shopping/Fressurlaub kann es also schon mal nicht mehr werden. Hier ein kleiner Auszug der Dinge, die wir heute gelernt haben: Granada ist die älteste Stadt Zentralamerikas und wurde 1524 vom spanischen Conquistador Cordoba gegründet. Die schönste Bäckerei der Stadt heißt Maria Elena. Der See, an dem 100% der bisher getesteten Restaurants lahmarschige und wirklich unfähige Kellnern beschäftigen, ist der viertgrößte der Welt. Hierzu mein (fast)Lieblingszitat des Tages: 
Wir: Ehm, das sind aber keine Countrypotatoes?! (wir hatten extra nichts Fettiges bestellt, weil das für Hannahs Magen unvorteilhaft wäre)
Er: Jap.
Wir: Und?
Er: Das sind Pommes. (hört hört, wären wir nicht drauf gekommen)
Wir: Warum?
Er (nach einigem Zögern): Wir haben keine Countrypotatoes.
(achso, warum sagst du das nicht gleich, sondern lächelst uns an und nickst, wenn wir die Bestellung aufnimmst?!)
Ich bin überzeugt, er hatte insgeheim gehofft, uns falle der Schwindel nicht auf. 

Allgemein hat man oft das Gefühl, wie ein dummer Tourist behandelt zu werden. Beim Abendessen beim Italiener verging praktisch keine Minute, in der uns keine Breakdancer, Gitarrenspieler, bettelnde Kinder oder Verkäufer mit Rasseln, Lederanhängern und Schmuck belästigten. Mich nervt besonders, dass man ständig auf gebrochenem Englisch von der Seite angesprochen wird. Und hier kommen wir schon zum absoluten Favoritenspruch des Tages: 
Eine alte Frau kommt auf uns zu und bettelt um Geld. Ich höre nur ihr Gemurmle und halte sie für eine weitere Straßenhändlerinnen. Im Affekt und irgendwie schon aus Gewohnheit sage ich eiskalt: "No Gracias"
Sie zieht daraufhin ab: "One Dollar, fucking bitches."
Mit unserer 5-Mädels-Gruppe, davon zwei Blondis, sind wir einfach mal auch ein wenig auffällig.

Meine Zimmerpartnerinnen stellen sich dezent als Handy-und Internetsuchtis heraus. Und ich liege derweil im Bett und hoffe, dass mein Bauchgrummeln und die seit Tagen anhaltende leichte Übelkeit und die von mir einfach ignorierte Appetitlosigkeit morgen nicht schlimmer wird. 

Morgen früh geht es nach dem Frühstück nach Massaya, zu einem Handwerksmarkt. Ich befürchte, dass das auch kein günstigerer Tag wird als heute. Auch wenn alles so preiswert erscheint, in der Touristenstadt Granada läppern sich die Ausgaben zusammen.  Morgen wird ein Fastentag, hoffentlich.





Montag, 3. November 2014

Nica-Girls on Tour!!!

Liebste Grüße von der ersten Station unserer großen Reise. Für jeden der jemals nach San José kommt und auf der Suche nach dem geilsten, wenn auch etwas unzentral gelegenem Hostel in Town ist, die Empfehlung: Costa Rica Backpackers! Große Küche, Kamillentee für unser Sorgenkind Hannah, die sich seit gestern Abend mit dem Klo angefreundet hat, ein Swimmingpool, heißes (!!!) Duschwasser (so lässt zumindest die Anleitung an der Wand vermuten) und der Oberkracher (norddeutsch: Oberkrachäär): eine Shoppingmall in Laufentfernung. Wir also nüscht wie hin da und ja, ich glaube das Bild von kleinen Kindern im Spielzeugladen beschreibt uns einfach am besten. Ich war lange nicht mehr so euphorisch. Nach 2 Monaten Sámara ist man so viel Auswahl auf einmal gar nicht mehr gewohnt. Irgendwie ist es fast überfordernd. Wir haben uns erstmal Hamburger, Pommes und ein Steak gegönnt. Und auch wenn wir dann schon rauskugeln hätten können, gab es an den Desserts kein Vorbeikommen: gebrannte Mandeln, Churro, Oreo-McFlurry, Frozen Yoghurt, Crêpes, Kuchen... WOFÜR SOLL MAN SICH DA ENTSCHEIDEN?! 
Ok, insgesamt hab ich am ersten Tag schon fast 20 Dollar ausgegeben. Puh, auch wenn wir gerade im traditionellen Urlaubsgenießermodus sind, sollte ich vielleicht ein bisschen sparen. Ich hoffe die Verlockungen in Granada sind etwas weniger offensichtlich oder zumindest dezent günstiger. 
Morgen um 12.30 gehts mit dem Bus weiter, Eiszeitalarm bei voll aufgedrehter Klimaanlage! 
Ich muss jetzt Schluss machen, Nele und ich schieben den übelsten Lachflash, weil uns gegenüber ein Olaf-Schubert-Imitat mit Kopflampe und ein englischsprechender Inder sitzen. Backpackleben live!

Sonntag, 2. November 2014

Und wieder geht ein Tag zuende!

Die Halloweenfeier gestern war zwar wie versprochen "ein ganz besonderer Abend", aber dieses "ganz besondere" impliziert eben nicht unbedingt, dass es auch perfekt sein muss. Nachdem ich fast 2 Stunden mit meinem Skelet-Make-Up beschäftigt war, fuhren wir etwas verspätet, dafür aber mit einem sehr gesprächigen Taxifahrer zu Nele. Die gute Stimmung, die nicht zuletzt aus einigen nicht ganz nüchternen Runden Looping Loui resultierte, wurde jedoch nach und nach getrübt, weil der gerufene Taxifahrer durch seinen plötzlich ausgebrochenen Ehekrieg ordentlich auf sich warten ließ. Nur mit Buttertoast, "Concho" (leicht angebrannter Reis ganz unten im Topf- lecker!!!) und Cornflakes konnten wir uns über Wasser halten. Kurz nach Mitternacht ging es denn endlich los Richtung Zentrum. Das Bild, das uns dort bot, hätte mich fast zum direkten Umdrehen bewegt. Es regnete in Strömen und gefühlt 90% der Einwohner Sámaras und Nicoyas drängten sich wie die Sardinen in den liebevoll dekorierten Clubs. Kein Wunder, dass ich in dem Chaos die Mädels nach 5 Minuten verlor. Wahrscheinlich habe ich in einer Nacht ungefähr 200 unschuldige Menschen mit meinem Arm geschminkt, die nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnten oder aus Platzmangel einfach stecken geblieben waren. 
Einige Kostüme haben mich schon etwas neidisch gemacht, insbesondere ein flauschiges Fred Feuerstein-Outfit bei 35 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit beeindruckte mich. 

Aber auch wir konnten uns sehen lassen - die hotten Motten aus Sámara/Esperanza/Garza <3333


Freitag, 31. Oktober 2014

Hui Bui!

Endlich war es so weit! Nach fast zwei Monaten stellten wir zum ersten Mal eine richtige Nachmittagsveranstaltung auf die Beine. Insgesamt waren wir wohl 3 Wochen immer wieder mit den Vorbereitungen beschäftigt und Fragen wie "Was brauchen wir noch?!", "Wie kommen wir an den Schlüssel für den Salon?!" und vor allem "Werden überhaupt Kinder kommen?!" schwirrten uns bis zur letzten Minute im Kopf herum und machten mich mehr und mehr verrückt. Entsprechend viel überschüssige Energie hatte ich auch am frühen Mittwochnachmittag als ich nach der Schule mach Hause kam um die letzten Utensilien zusammenzusuchen. Schon in diesem Moment war mir klar, dass trotz der minütiösen Planung wohl nicht alles laufen wird, wie vorhergesehen. Ich glaube, dass genau das der größte Unterschied zwischen der Organisation derartiger Events in Deutschland und Costa Rica ist: das man die Menschen hier nicht berechnen kann. Sie können dir morgens noch ins Gesicht und sagen, dass sie sich auf den Nachmittag freuen und dann nicht einmal auftauchen. Als ich kurz vor 16 Uhr in Torito aufschlug, hatten die Mädels schon die Vorbereitungen abgeschlossen. Gerade rechtzeitig, denn schon strömten vereinzelte Kiddis in den Salon und wollten natürlich perfekt entertaint werden. Wir starteten mit "magischen Bildern", dazu sollten gruselige Halloweenmotive mit Kerzen gemalt werden, die dann durch das Auftragen dünner Wasserfarben sichtbar werden. Naja, zugegeben die Umsetzung gelang nicht ganz so perfekt wie erwartet. Aber die Kinder freuten sich, sauten mit Wasserfarben rum, hatten letztendlich mehr Farbe auf den T-Shirts und dem Boden als auf den Blättern und missbrauchten die Kerzen zu allem, was nicht mit malen zu tun hat. Das gleiche mit den Luftballons, die wir gekauft hatten. Vorgestellt hatten wir uns böse Fratzen auf dem orangen Untergrund, um sie anschließend dekorativ aufzuhängen. Stattdessen wurde damit anderen Kindern auf den Kopf gehauen und im Raum rumgetollt - zu viel für unsere Betreuerin Angie. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass es einfach nur ein voller Erfolg war. Mit der Anzahl an Kindern hätte niemand gerechnet. Wir haben sie zumindest für einen Nachmittag von der Straße und vom Fernseher weggeholt und sie mit einfachsten Mitteln zum Kindsein animiert. Die Aktion mit den Halloweenmasken aus Pappkartons brachte zum Teil tolle Ergebnisse hervor, die sich echt sehen lassen können. Und es gibt kein schöneres Gefühl als die Freudenschreie des Gewinners und den kameradschaftlichen Applaus der Anderen am Ende des improvisierten Stuhltanzes und Bachata-Wettbewerbs zu hören. 
Als ich ein kleines Mädchen im Dunkeln nach Hause brachte, weil sie nicht von ihren Eltern abgeholt wurde, und sie mich großen Augen anguckte und sich für den schönen Tagesabschluss bedankt hat, war ich plötzlich so verzaubert, dass ich elegant mit einem Bein in einen Gulli rutschte und dort solange lachend feststeckte, bis ich mich mit der Unterstützung von zwei Jungs befreien konnte. Ich denke, dass ist bisher die absolute Spitze meiner Tollpatschigkeit hier in Costa Rica. 
Der Halloween-Spuk ist jedoch noch nicht vorbei. Heute abend schlägt im Zentrum die Geisterstunde, hoffentlich mit ganz vielen gruseligen Gestalten. Eine ganze Reihe Restaurants, Bars und Privatpersonen haben sich daran beteiligt, für die kleinsten Monster unter uns ihre Pforten zu öffnen und Süßigkeiten zu verteilen - manchmal wünschte ich, 10 Jahre jünger zu sein! Ich bin gespannt, in wie fern mir mein Halloween-Look gelingt und werde euch natürlich mit schrecklich-schönen Fotos versorgen ;) 

Muhahahaha!

Dienstag, 28. Oktober 2014

Freizeit macht erfinderisch!

Keine Frage, mit meiner sich langsam füllenden Postkartenwand und den Fotos an der Wand, war mein Zimmer eigentlich schon immer das schönste in ganz Samara. Aber jetzt ziert auch noch die Skyline der wundervollsten Stadt der Welt meine vier Wände <3

Hätte ich mal nur nicht Kunst abgewählt...


Action 24/7

Sollte der gestrige Tag doch eigentlich hauptsächlich für die Vorbereitung der Halloweenaktivität mit den Kindern am Mittwoch dienen, die mir seit Tagen nicht aus dem Kopf verschwinden will, so kam doch mal wieder alles ziemlich anders als geplant. Britta bat mich, ihre kleine Abschiedsrunde bei uns im Haus zu veranstalten. Wir wollten zusammen einkaufen und dann für die Koordinatorin Angie, die anderen deutschen Mädels und ihre Gastmutti "irgendwas Entspanntes kochen". Als ich Sandra von dem Plan erzählte, wurde dieser jedoch schneller umgeworfen als man "Fiesta" sagen kann. Es sei eine Ehrensache, ihr zu zeigen, dass Costa Rica doch ein tolles Land sei und im Hause Armijo gab es noch nie eine schlechte Party. Also wurden kurzerhand alle möglichen Leute involviert, der viel zu gutmütige Ney kam vorbei und verbrachte fortan den ganzen Tag mit bis zur Perfektion betriebener Dekoration und jeder Passant, der nicht bei drei auf den Bäumen war, wurde eingeladen - keiner von ihnen kannte Britta, aber das war wurscht. Ich bastelte die erste Piñata meines Lebens, die zugegeben sehr anders aussah, als ich mir eine immer vorgestellt und gewünscht habe (ja, das ist ein mehr als heißer Tipp für eine Wiederkehrparty nächstes Jahr!!!). Leider kam diese mangels Konfetti und Bonbons und dank der Zickigkeit gewisser Personen, die uns ihre Vorräte nicht leihen wollten, gar nicht zum Einsatz. Egal, mit den kunstvoll bemalten Schildkröten und dem Peace, Love and Harmony-Schriftzug bleibt sie auch für die nächste Party ein Hingucker. Nur den Namen Britta sollten wir dann vielleicht überkleben. Der frühe Nachmittag zeigte schon, dass es irgendwie mehr Sandras und meine Party als die Brittas war. Immer mehr Gäste trudelten ein, während die Gastgeberin noch mit ihrer Familie einen Zwangsbesuch beim neugeborenen Zuwachs antrat, über dessen Sinn und Zweck auf psychologisch höchstanspruchsvollem Niveau vorher viel diskutiert wurde. Das geplante Grillen wurde angesichts des nicht endenwollenden Regens am Nachmittag vorsichtshalber zu Reis mit Salat und Hähnchenpfanne umgeplant. Nach dem Besuch ihrer Freundin war Sandra auf einmal auffällig gut drauf, redete mit den meisten Leuten aus einem mir nicht ganz klaren Grund nur noch in ihrem gebrochenen Englisch und verbreitete ein Flair von Hippi-Oma. Wer weiß, wovon die beiden heimlich genascht haben...Ich hatte ab 17 Uhr alle Hände voll zu tun, für die von mir im Voraus groß angekündigten Caipis zu sorgen. Praktischerweise war der Cachaça (Rohrzuckerschnaps) an dem Tag im Angebot, und so wurde mengenmäßig auch nicht gespart. Die Cocktails kamen so gut an, dass spontan eine Art Bar inszeniert wurde und eine Freundin Sandras, die ich bis zu diesem Zeitpunkt völlig falsch als langweilige Hausfrau eingeschätzt hatte, plötzlich anfing, sich selbst an einer Art Mojito mit Zitronenmelisse zu versuchen. Daraufhin musste sie mir versprechen, mir zu zeigen, aus welchem Vorgarten sie diese geklaut hat. Unsere amerikanischen Freunde, die ihre Biervorräte langsam zu neige gehen sahen und plötzlich Panik bekamen, auf dem Trockenen zu sitzen, mussten spontan ihre nicht ganz so unauffällige Durchfutter-Strategie ("ich bin zur Zeit echt sooo Pleite") ändern. Zusammen machten wir uns 21 Uhr auf zum Kiosk, der eigentlich seit 14 Uhr geschlossen hatte, es war schließlich Sonntagabend. Mit einer Mischung aus Hundeblick und viiiel Mitleid schaffte ich es, die Besitzer doch noch zum Öffnen zu überreden. Und für den Gegenwert von einem Tetrapack Wein, einer Packung Zigaretten, einer Flasche Rum, 3 Liter Cola und noch mehr Cachaça lohnt sich das Hochfahren des Kassensystems schon. Nunja, was soll ich sagen, die Amis haben sich dezent überschätzt und Sandra rannte irgendwann auch ziemlich orientierungslos von einer Ecke in die andere, aber der Anblick war definitiv lustig und der Grundstimmung hat es nicht geschadet. Auch meine unglaublich kreative Musikauswahl à la Spotify-Partyplaylist wurde gut angenommen. Um 3 Uhr morgens war es dann endlich Zeit, ins Bett zu fallen. Ich hoffe, Britta hatte einen schönen Abend und nimmt zumindest einige positive Erinnerungen mit auf ihre nun anstehende Reise durch Costa Rica.
Als heute morgen um 6 der Wecker klingelte, dachte ich für einen Moment, ich müsse sterben. Lange habe ich mit mir gehadert und überlegt, ob es das ultimativ leckere Frühstück in der Schule wirklich Wert ist, dermaßen früh auf der Matte zu stehen. Immerhin musste ich eigentlich erst heute nachmittag ran. Aber ja, die Entscheidung fiel dann doch ziemlich eindeutig aus und so machte ich mich verschlafen, mit noch ziemlich nassen Haaren und einem großen Schluck angestandener Restcola im Magen auf den Weg zur Schule. Dort musste ich die seit 1,5 Tagen wieder kränkelnde Nele auf den neuesten Stand der Dinge bringen und versuchte mehr schlecht als recht Nina beim Kochen irgendwie nützlich zu sein (eigentlich ging ich nur meiner Spezialstrecke nach: im Weg stehen). Wie glücklich war ich, als ich nachdem wir das "Superfashion"-Halloweenplakat, dass ich gestern sehr bemüht hingezaubert habe, endlich aufgehängt hatten und ich mich mit kräftigem Tritt in die Pedale meinem Bett näherte. Leider blieben mir nur 2 Stunden Schlaf, weil ich noch einige Besorgungen im Zentrum zu erledigen hatte. Unter anderem musste ich eine Packung Kekse kaufen, um den Hausfrieden mit meinem Gastbruder deren Vorräte ich gestern geplündert hatte, wieder herzustellen. 14 Uhr began dann der eigentliche Arbeitstag: Sachkunde, Spanisch und Mathe standen auf dem Stundenplan. Es gibt wohl kein schöneres Gefühl als im dämmernden Licht der Straßenlaternen an den Kids vorbei zu radeln und in glückliche Gesichter zu schauen, die einem im Chor ein "Tschau Marie, bis morgen" zurufen. <3 Ich kann mir jetzt schon vorstellen, dass der letzte Tag in der Schule echt komisch werden wird. 

Jetzt mach ich mich aber erstmal daran, endlich Fotos hochzuladen. Hier zwei Schnappschüsse von der Party:



Sonntag, 26. Oktober 2014

Der Funken ist übergesprungen

Gerade bin ich von einem spontanen Lagerfeuerabend am Strand zurückgekehrt. Die beiden Amis, die alles organisiert haben, mussten derweil nicht enden wollende philosophische Eingebungen über die Ungerechtigkeiten des amerikanischen Gesundheits- und Bildungssystems ertragen. Ich glaube sie waren noch nie so froh über ein fast abgebranntes Feuer... Heute durfte ich mich zudem der Mission Impossible widmen, Musik von einem Huawei-Tablet auf einen nagelneuen iPod-Shuffle zu laden. 9500 Kilometer entfernt, gleiches Problem wie immer, ähnliche Erkenntnis wie zuvor: Apple ist viel zu anstrengend. Jetzt freu ich mich vor allem auf morgen, Britta will (oder wird gezwungen) anlässlich ihres verfrühten Abschieds nach Deutschland eine kleine Party zu geben. Das wird - hoffentlich - doch ganz  unterhaltsam ;)

Samstag, 25. Oktober 2014

Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde!

Soweit die Theorie! Die besten Blogeinträge entstehen ja bekanntlich noch voll aus der Stimmung heraus. Nunja, zugegeben es liegen schon wieder einige Stunden dazwischen, dass meine Füße zitternd den sicheren Boden berührten und der Abschied von meinem neuen wiehernden Freund eher knapp als herzlich ausfiel. Aber trotz einem unglaublich geilen Hähnchengrillspieß, einem anschließenden Cocktail an der Strandbar, super netten Gesprächen mit einem kanadischen Ehepaar und der Einladung zu einem deutschen Abend hab ich diesen Tagesausflug immer noch lange nicht verdaut.
Ziemlich spontan fragte mich Nele Mitte ser Woche, ob wir nicht vielleicht einen Reitausflug machen wollten. So oft habe ich schon eine Herde Pferde mit dicken, Socken-in-Sandalen-tragenden Touris am Strand lang traben sehen. Die Tiere waren dabei immer am Führer festgebunden und konnten nicht ausbüchsen. Klar hatte ich immer noch die letzte Pferdererfahrung mit dem vollblutigen Schwarzwaldhengst im Hinterkopf, aber so schlimm kann das ja nun nicht sein. Und da wir uns vorgenommen haben, die Dinge direkter anzupacken folgte gleich heute das Telefonat mit dem Cousin von Neles Gastmutti, praktischerweise ein mehr oder weniger erfahrener Cowboy mit acht Pferden. Da er heute abend noch einen Nebenjob als Türsteher hat, mussten wir uns schon 13 Uhr treffen, was sich jedoch im Nachhinein als perfekte Startzeit herausstellte. Nele und Britta, meine beiden Reitmuchachas waren noch auf dem Weg zur Bank und mussten das nötige Kleingeld abheben. In der Zeit plauschte ich bereits über die Pferde und erkundigte mich vorsichtig über hochqualitative Reitreferenzen... Kein Kommentar dazu. An dieser Stelle muss ich auch zugeben, dass ich mir den Vorsprung zu nutzen machte, um mein favorisiertes Pferd auszusuchen (sorry Muchachas ;D). Als die anderen kamen war die Vorauswahl leider schon getätigt. Ich entschied mich ein vierjähriges braungeschecktes Pferdchen namens Pinto (jammie, die ganze Zeit musste ich an Pferdesalami mit Gallo Pinto denken...). "Joa, das ist eigentlich relativ ruhig. Hat halt viel Kraft und du musst immer ordentlich gegen halten" war der fachkundige Kommentar zu meiner Auswahl. Instruktionen, wie man denn lenke, erhielt ich lieber spät als nie von Britta auf den ersten Metern. Ausprobieren wollte ich es lieber nur im Notfall, und ja, der sollte noch eintreffen. Zunächst ging es am Strand entlang, vorbei an staunenden Touris, durch einen Camping Platz, einen kleinen Weg Richtung Buena Vista entlang, das uns von dem Schildkrötencamp noch in bester Erinnerung war. Links liegen ließen wir einen schmalen Trampelpfad, der mitten durch die Pampa und wildes Gebüsch einen Berg hinauf führte. "Also mit meinem Pferd in Deutschland würde ich da jetzt hochreiten", klaaar Britta, dann mal viel Spaß, du bist doch verrückt! Halt stop! Wir werden zurückgerufen, haben den Weg verpasst. Ich schlucke, ist das gerade sein Ernst? Ich als jemand, dem schon in der Reithalle Angst und Bange wird soll mit meiner umfänglichen Landschaftserfahrung diesen Berg hoch?! Auch das Pferd schien von der Idee wenig begeistert und musste gerade das erste Mal wieder eingefangen werden. Also schön, dann ab dafür. Höher, höher, immer höher, über Wurzeln, durch Schlammlöcher. Die Pferde bei 30 Grad im Schatten am Schnaufen wie ich auf dem Weg von der Schulcafeteria hoch zum dritten Stock. So Richtung konnte ich nicht glauben, was ich hier gerade mache und warum zum Teufel ich 30 $ dafür bezahle, mir sprichwörtlich fast in die Hose zu scheißen vor Angst?! Ok, es ist Costa Rica. Pura Vida und immer locker durch die Hose atmen! Nach einem beachtlichen Anstieg über Stock und Stein wusste ich nicht, wer mehr am schwitzen war, ich oder das arme Tier unter mir. Die unberührte Natur um uns und der unglaubliche Ausblick von dem Pausenpunkt entschädigte für alles. Auf Nachfrage von Nele legten wir sogar einen Zwischenstop bei einem Wasserfall ein. Und da passierte es, als ich mich lässig vom Pferd schwingen will und dabei eine etwas alternative Technik ausprobiere falle ich wie ein leichtfüßig wie ein Goudakäse frontal vom Pferd, spätestens ab jetzt hat mich unser Cowboyfreund auf dem Kieker. Er kriegt sich gar nicht mehr ein bei meinem traurigen Anblick. Als ich ihn frage, ob mein Pferd schon am Verzweifeln ist (es bewegte sich gerne mal bis auf wenige Centimeter dicht an den Abgrund und schien intensiv über den Sinn des Lebens nachzudenken) ernte ich nur Gelächter. Einmalig auch der Moment, als wir auf dem Weg zum Wasserfall über scheinbar verlassene Pfade krachseln und sich hinter einer Ecke mitten im Nirgendwo deutsche Mädels aus Sámara oben ohne sonnen. Die haben auch nicht schlecht geguckt als unser mindestens 60-jähriger Gummelstiefelgefährte mit seiner dekorativ verpackten Machete um die Ecke bog. Bilder vom Wasserfall, aus dem man sogar bedenkenlos trinken konnte, folgen morgen, wenn ich wieder frisch im Kopf bin ;)
Nach etwa 3 Stunden endete unser Ausflug, der die Wildwassertour in Kanada wohl als Ich-mach-mir-so-in-die-Hose-Moment Nummer 1 meines bisherigen Lebens übertrumpft hat. Mein Körper jedenfalls ist immer noch am Zittern und ich war selten so froh darüber, wieder heil zuhause angekommen zu sein. Vor Freude lief ich direkt nach dem Absteigen vom Pferd vor einen Baum, der sich irgendwie in meine Laufrichtung verirrt hatte. Der Reitmuchacho und sicherlich auch mein Pferd dachten sich ihren Teil und ich bin nicht so sicher, ob ich mich über die Einladung zu einer weiteren Tour freuen soll. Erstmal jedenfalls muss sich mein Gesäß von dem Tag erholen. Und nein, das Glück dieser Erde ist vielleicht in Sámara zu finden, aber mir fallen spontan 100 Plätze ein, die den Pferderücken übertrumpfen! 

Eine Auswahl echt genialer Fotos folgen morgen ;) Bis dahin schlaft gut und denkt immer dran: Love, Peace and Harmony <3


                            Da war die Welt noch in Ordnung. Erstes Aufeinandertreffen mit den Pferden...


 So entspannt wie auf den Fotos war ich leider nicht immer. :D


 Für zwei Aspekte hat sich der Ausflug aber definitiv gelohnt: die wunderschöne, unberührte Natur..

 ... und vor allem der Hähnchenspiess danach von meinem neuen besten Freund!

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Leben zwischen zwei Welten

Gerade von einem wunderschönen, spontanen Strandspaziergang mit Nele zurückgekehrt, versinke ich in den fluffigen Weiten meiner Lieblingscouch im Hostel von Mey und Brian und denke nach. Diese Hulla-Hoop-Regenbogen-Gesellschaft von immer glücklichen Touristen auf der Suche nach dem schönsten Sonnenuntergangsfotos und den leckersten Cocktails wird Tag für Tag präsenter. Sie lachen, sie feiern, sie schmeißen Geld zum Fenster raus. Auch wir haben uns heute einen Crèpe mit Nutella und Bananen gegönnt. Für die beiden charmanten Mädels aus Deutschland gabs sogar noch eine Kugel Vanilleeis, heiße Karamelsoße und einen Plausch mit dem sympathischsten Franzosen Sámaras gratis dazu. 
Absolutes Kontrastprogramm am Mittwochabend in der Kirche: Hunderte von Ticos drängen sich in Scharen, um einen letzten Blick auf einen verunglückten jungen Mann zu werfen. Er ist beim Versuch, auf eine Palme zu klettern abgerutscht und hat sich das Genick gebrochen. Schon als der Krankenwagen hier einige Tage zuvor vorbeikam, war jeder sofort auf der Straße. Jedes mal bedeutet das, dass jemandem Bekannten, wenn nicht sogar einem Familienmitglied etwas zugestoßen sein muss. Auch Sandra war untröstlich, war der junge Mann doch im gleichen Alter wie ihre eigenen Söhne. Auch wenn ich ihn nicht persönlich kannte, so zeugt die enorme Anteilnahme wie nichts anderes davon, dass er jemand ganz besonderes war. Auch von uns Freiwilligen hat jeder ihm mit seiner Familie noch einmal die letzte Ehre erwiesen. Nele konnte ihren eigenen Augen kaum trauen, als die Menschenkette im Trauerzug nach Carillo einfach nicht abnehmen wollte. Verdammt, so möchte doch jeder von uns am liebsten enden. Wenn schon viel zu früh, dann zumindest in Ehre. 

Wir Deutschen hier sind irgendwie zwischen den Welten. Wir kennen die eine genausogut wie die andere Seite von Sámara. Und es macht mich unfassbar traurig zu sehen, wie Menschen so nahe beeinanderleben können, ohne auch nur einen blassen Schimmer zu haben, was die anderen bewegt. Vielleicht ist gerade das der Fluch einer Touristenregion. Leben, wo andere Urlaub machen und dabei das Strahlen am besten nie aus dem Gesicht zu verlieren. Business goes on!


Freitag, 17. Oktober 2014

#Breaking News#

In der letzten Woche sind zu viele Dinge passiert, um jedem Event einen eigenen Eintrag zu widmen. Deshalb nun in Kurzform:

Sonntag: Im Rahmen des Tages der Kulturen treten die kleinsten in wunderschönen Indianer- und Chinesenkostümen auf. Ich werde gemeinschaftlich belächelt, als ich herauszufinden versuche, wie denn dieses Lied mit dem Text "baba babababa" heißt (Ella se arrebata). Ich passe eine Stunde lang aufs Hostel auf und promt kommt ein Gast.

Montag: Kanuausflug ;)

Dienstag: In der Schule organisieren wir mit der Englischlehrerin eine Art Vorausscheid für den Buchstabierwettbewerb, um die Kinder mit der Prozedur vertraut zu machen. So unglaublich süß! 


Die Jury mit den drei Delegierten der Schule <3

Irgendwas ist komisch, meine Gelenke tuen weh, ich bekomme Kopfschmerzen, als wir gerade mit der Melonenaktion fertig sind. Gegen 16.30 dann die Geburtstagsnachricht für den besten Papi der Welt, die Mädels müssen mich erstmal in den Arm nehmen. Das es so schwer wird, hätte ich nicht gedacht. Abends habe ich das Gefühl zu glühen, Sandra meint, es wäre wohl nur ein Sonnenstich. 

Mittwoch: Ich glaube, ich muss sterben. Mit dem Bus um 10 nach Nicoya und nach ewigem Hin-umd Hergeschicke endlich im Krankenhaus. Ich hab schon eine Vorahnung, und ja, es ist Dengue (nicht umsonst auch Knochenbrecherfieber genannt). Zu allem Überfluss begegnen einem die Menschen wie einer Sterbenskranken. Jeder berichtet dir von seinen Hausmittelchen und ohne das Paracetamol schießt das Fieber gerne mal auf 39 Grad. Schön, dass seit Dienstagnacht der Strom ausgefallen ist. Ohne Strom, kein WLAN. Ohne WLAN, übermäßig besorgte Eltern und das an Papis Geburtstag. :/ 
Die Kiddis, die ich fast einen Monat auf diesen Tag vorbereitet habe, fahren ohne mich zum Wettbewerb und belegen dort den - aufgepasst - 1., 2. und 3. Platz! ;) Wenigstens eine positive Nachricht.

Donnerstag: Bis auf einige liebevolle Krankenbesuche (Danke an dieser Stelle! ;*), habe ich im Prinzip den ganzen Tag durchgeratzt. Hunger hab ich auch keinen, was schon ein sehr schlechtes Zeichen sein muss. Gegen Nachmittag nehme ich meine vorerst letzte Paracetamol und tauche ab in das Land der Träume. 

Freitag: Eigentlich wollte ich heute morgen mit dem ersten Bus nach Nicoya zum Krankenhaus, aber die Fahrt mit diesem Klappergestell ist schon im gesunden Zustand eine Tortur. Um Mama und Papa zu beruhigen, werde ich wahrscheinlich morgen früh mit Angie nochmal einen Versuch wagen. Heute geht es schon deutlich besser, ohne fiebersenkende Medikamente erreiche ich Traumtemperaturen um die 36,5 Grad. Trotzdem muss man gerade in diesem Stadium vorsichtig sein, weil man noch längst nicht über den Berg sein muss. Doch auch heute wieder Lichtblicke, die mir helfen, stark zu bleiben. Auch wenn ich zur Zeit zugegebenermaßen psychisch etwas labil bin. Meine Postkartenwand bekam gleich doppelten Zuwachs! An dieser Stelle ganz ganz liebe Grüße an Omi und die Birkhölzer! Es ist das schönste Gefühl überhaupt, zu wissen, dass die Menschen zuhause an einen denken!
Wenn meine erste entsandte Postkarte endlicg mal angekommen ist, werd ich hier definitiv in Massenproduktion gehen ;)

Viele Infos, und mein Kopf glüht schon wieder ein bisschen. Zeit, schlafen zu gehen. 

Bis demnächst meine Lieben! 


Mittwoch, 15. Oktober 2014

Grusel Wusel! :D


Für die Tage vor Halloween planen wir, mit den Kiddis im
Salon Masken zu bemalen, Besen zu basteln und natürlich Kürbisse zu schnitzen. Da es die hier leider nicht gerade um die Ecke gibt, entschieden wir uns für eine etwas unkonventionelle Methode: Wassermelonenschnitzen! Und siehe da, das Ergebnis ist echt beeindruckend! Auch wenn ich danach keine Wassermelone mehr sehen konnte. 




Wir hoffen, dass es keinen Stress mit den doch ziemlich religiösen Familien in Torito gibt. Für sie hat der 31.10. eben doch eine andere Bedeutung und die Masken etc. sind ein Zeichen des Teufels...



Genieße das Ungenießbare!

8 Uhr morgens und mein innerer Kompass zeigt auf: "Facebooknachrichten aus Deutschland checken". Und siehe da, die üblichen Verdächtigen haben geschrieben, Frau Koch hat ein Teamfoto auf der Balmun-Seite hochgeladen und die Feedbacks zur ersten Univorlesung sind gepostet. Das ist meine Morgenroutine um langsam wach zu werden. Fix geduscht und das letzte im Schrank verbliebene Outfit angezogen und zack, schon fragt Sandra, ob ich nicht mal zu meinem absoluten Lieblingskiosk gehen könnte. Ich schlender also im Halbschlaf um die Ecke, murmel die Einkaufsliste vor mich hin, die zugegeben nicht übermäßig innovativ war. Eier, Fresco und für Sandra das wichtigste - Zigaretten und Kaffee. Pura Vida eben ;)  Wie üblich schau ich auf dem Rückweg bei Britta vorbei und wo normalerweise alle vor dem Fernseher chillen, war heute bereits zu früher Stunde pure Aufregung zu verspüren. Die Gastmutti packte Sachen, wirbelte im Haus umher, telefonierte. Ob ich nicht Lust hätte, heute mit  dem Kayak zur Insel Chora zu fahren. Klar, wieso nicht. Wann gehts los? In 5 Minuten?! Oha, schnell nach Hause, eine Banane in mich reinschaufeln, den Rest in die Tupperdose, Bikini an, Kamera eingepackt, Sonnencreme nicht vergessen und ab dafür! Und das im Halbschlaf...
im Laufschritt ging es los zu den Kayaks. Warum genau so gestresst wurde, habe ich bis jetzt nicht ganz verstanden. Praktischerweise hat die Schwester der Gastmutti von Britta einen Kayakverleih. So waren wir super ausgerüstet, wenn auch 2 Personen mehr als ursprünglich geplant mitkamen. Das führte dazu, dass einer sich auf dem Surfbrett liegend von einem Kayak ziehen lassen musste und wir in unserem zu dritt saßen. Nach einer etwa 10 minütigen Fahrt bei knallender Sonne (toll, dass ich keine Zeit hatte, meine Sonnencreme schon vorher aufzutragen) kamen wir an der kleinen, momentan unbewohnten Insel in der Bucht vor Sámara an. Einst hatte hier ein verrückter Deutscher ein Häuschen und genoss die absolute Einsamkeit, die im Sonmer lediglich von einigen Touristengruppen gestört wird. Definitiv habe ich in meinem Leben noch nie so weißen Sand gesehen. Man wurde fast geblendet ohne Sonnenbrille (wo ist die eigentlich, frage ich mich gerade?!). Einige Beweisfotos durften auch nicht fehlen und auch das Frühstück galt es fix nachzuholen. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass dieser Ausflug keinesfalls der Entspannung diente. Die ganze Familie war involviert, auf Felsen herumzukrachseln und Muscheln zu sammeln, die heute Abend zu einer traditionellen Fischsuppe verarbeitet werden (Britta graut es schon). Also saßen wir alleine 3 Stunden lang auf einem winzigen Inselabschnitt fest, beobachteten Pelikane beim Fischen sowie riesige Anhäufungen von Einsiedlerkrebsen. Auch einige dekorative Steinchen und sonstige, undefinierbare vom Meer angespülte Kleinteile, waren vor uns nicht sicher. Die näherrückende schwarze Wolkenfront machte mir dennoch etwas Angst. Zu allem Glück begangen wir einen klassischen Fehler (wirklich lernbereit scheinen wir nicht zu sein). Einmal ganz entspannt mit der nassen Badehose ans Meer gesetzt und bei der erstbesten Welle ist man bis zum Bauchnabel voller kleiner Steine, oder wie ich es immer charmant ausdrücke: man hat die Buchse voll. Ich wurde immer nervöser, hatte ich doch noch die Worte von Hannah aus Garza im Hinterkopf, die um 13.45 vorbei kommen wollte, um das Ticket für Nicaragua zu kaufen. (Ein weiterer Fakt war, dass ich natürlich alle Nahrungsvorräte in den ersten 10 Minuten aufgegessen hatte...) Als wir die ersten Tropfen abbekamen, die ganz sicher nicht aus horizontaler Richtung kamen, hieß es in absoluter Blitzgeschwindigkeit Sachen einpacken! Notdürftig wurde von Hosen, Sonnencreme - und Brille bis über Kameras und rostigen Macheten alles auf verschiedenste Tüten aufgeteilt und möglichst sicher am Kayak angebracht. Leider hatte es die Familie von Britta nicht ganz so eilig und auch als wir schon anfingen zu zittern und meinten, wir würden morgen sicherlich krank sein, wurden wir nur herzhaft belächelt. Diese deutschen Weichwürste halt...
Die Wellen waren nun deutlich größer geworden und wie schwer es sein wird, das Kanu zu manövrieren, zeigte sich spätestens, als  wir es zu Wasser ließen. In einem perfekten 90 Grad Winkel zu meinen Beinen positioniert, entschied es sich spontan mal zum Rückzug und 80 Kilo knallten gegen meine sowieso schon demolierten Schienbeine. So weit, so gut. Aber als ich eine riesige Welle über die Tüte, in der sich meine heilige Kamera befand, schwappen sah, erlebte ich wohl die erste Nahtoderfahrung meines Lebens!!! Den Schock noch nicht verdaut ging es jetzt also los Richtung Heimat. Das Wasser war mittlerweile wärmer als die Lufttemperatur. Irgendwann erreichten wir mit ziemlich letzter Kraft trotz der Strömung das Ufer. Und mir wurde wieder einmal klar, dass ich nicht Lehrer werden will! Völlig ausgepowert und fertig, mit nassen Klamotten, verschmierten Augen und einem mehr als peinlichen Merchandise-Basecap blickte ich auf einmal in die Augen einiger Schüler, die am Ufer umhertollten und im Chor mit Engelsstimme "Hola Marie!" riefen. In diesen Momenten weiß ich nie, ob ich lachen oder weinen soll. Nach einer Strandwanderung, die wir nun auch im Laufschritt absolvierten, und der Überquerung des nun deutlich angestiegenen Flusses, auf dem man perfekt Wildwaterrafting hätte machen können, kam ich ENDLICH zuhause an. Jetzt ne warne Dusche, dachte ich.. Aber immerhin gab es "Wintersuppe à la Sandra", mit Kartoffeln, Reis, Nudeln und viel Maggi.

     Kayak-Power aktiviert!!!


Die mutige Britta mit den "Einsies" (Einsiedlerkrebse ;D).


Wunderschöne Natur <3

Die Wasserfälle zwischen Samara und Carillo! 

Wenn die Pelikane tief fliegen, kann das kein gutes Zeichen sein...